Das Magazin der Friedhelm Loh Group

Das Magazin der Friedhelm Loh Group

Nachwuchskräfte in der Friedhelm Loh Group
Miteinander – Engagement

Ausbildung mit Herzblut

Zwei Trends halten Unternehmen momentan in Atem: die Digitalisierung und der demografische Wandel. Sie verändern vieles – auch die Ausbildung! Mit einem neuen Ausbildungszentrum investiert Rittal enorm in den Nachwuchs und macht ihn fit für die Zukunft. Wir werfen einen Blick in die Talentschmiede in Haiger und damit besonders auf die technische Ausbildung.

Text Michael Siedenhans ––– Fotografie

Das ist ja ein schickes Ding.“ Das Staunen von Christian Droß ist groß, als er das neue Ausbildungszentrum der Friedhelm Loh Group (FLG) besucht. Es ist nur einen Katzensprung von seinem Arbeitsplatz im neuen Rittal Werk in Haiger entfernt. Sein ehemaliger Ausbildungsleiter Matthias Hecker führt den heutigen Fertigungssteuerer durch den großen, länglichen Hauptraum in der ehemaligen „Halle 15“. Droß hat seine Ausbildung zum Elektriker 2012 bei Rittal gestartet. Damals noch in Wissenbach. 12 Kilometer liegen zwischen dem alten und dem neuen Ausbildungszentrum in Haiger. Doch bei der Ausstattung und den Möglichkeiten liegen Welten dazwischen: 1,3 Millionen Euro hat der Eigentümer Prof. Dr. Friedhelm Loh hier für die Nachwuchskräfte investiert.

INDUSTRIE 4.0 SEHEN UND ERLERNEN

Das sieht man sofort: Ein ABB-Roboter sowie ein kollaborativer Roboter, oder kurz Cobot (Titelbild), der mit Menschen gemeinsam arbeitet, zählen zu den Highlights des modernen Maschinenparks. In den CAD/IT-Schulungsräumen unterrichten die Ausbilder an Whiteboards und erklären, wie eine speicherbare Programmsteuerung funktioniert. Dort steht auch ein 3D-Drucker, mit dem Kleinteile produziert werden. „Unser Ausbildungszentrum ist ein zentraler Baustein für das digitale Lernen in der gesamten Unternehmensgruppe. Es ist ein Lernsystem, das unterschiedliche Bereiche der Fertigung umfasst – angefangen von der Montagelinie über Lean Production, Logistik oder Qualitätssicherung bis zur Roboterschulung“, erzählt der Ausbildungsleiter Matthias Hecker. „So sehen und lernen die Auszubildenden, wie Mensch, Maschine und digitale Prozesse nach Industrie 4.0 heute und in Zukunft zusammenarbeiten.“ Dem 19-jährigen Jakob Schönauer gefällt das sehr. Der angehende Mechatroniker sagt: „Ich bin gern hier, weil die Bedingungen überragend sind, die Ausbilder sind klasse und die Nähe zum Werk ermöglicht uns viele Einblicke in eine Hightech-Fertigung.“

CAD Schulung

Moderne Lernfabrik: CAD-Schulung mithilfe von Whiteboard und zahlreichen PC-Arbeitsplätzen.

1.300.000

Euro investierte Rittal in das neue Ausbildungszentrum.

1.000

Quadratmeter Fläche hat das neue Ausbildungszentrum.

40

junge Menschen machen eine gewerblich-technische Ausbildung, ausgewählt aus 800–900 Bewerbungen jährlich.

Nebenan in einem der weltweit modernsten Werke für die Produktion von Klein- und Kompaktgehäusen sorgen Fachkräfte mit ihrem Know-how dafür, dass die Arbeitsroboter funktionieren und autonom fahrende Transporter diese mit Material beliefern. Das ist die Realität von Industrie 4.0, die durch die Digitalisierung immer schneller vorangetrieben wird und auch die Ausbildungsinhalte rasant verändert hat. „Wir bilden heute interdisziplinär und ganzheitlich aus, weil sich durch die Digitalisierung neue Arbeitsweisen ergeben. Ein Maschinenanlagenführer muss heute eine Anlage nicht mehr selbst einrichten und steuern, sondern sie vor allem überwachen und kontrollieren. Das erfordert ganz andere Kenntnisse als noch vor einigen Jahren“, sagt Hecker.

DIE AUSBILDUNGSWELT

Im neuen Ausbildungszentrum werden derzeit 40 junge Männer und Frauen für den gewerblich-technischen Bereich ausgebildet. Sie sind nicht die Einzigen, die im Unternehmen zu Fachkräften und Entscheidern der Zukunft heranreifen. Allein in den letzten fünf Jahren haben rund 300 Männer und Frauen einen Beruf in der Friedhelm Loh Group gelernt.

Dafür stehen insgesamt 18 verschiedene Berufe im kaufmännischen, gewerblich- technischen und im IT-Bereich zur Verfügung – und das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus der großen Ausbildungswelt der Unternehmensgruppe. Engagierte „Durchstarter“ mit mittlerem Bildungsabschluss können mit Lehre- Plus ihre Fachhochschulreife nachholen, Abiturienten während eines dualen Studiums ihren Bachelor machen und Hochschulabsolventen in einem Traineeprogramm erste Berufserfahrungen im Vertrieb, im Consulting oder in Forschung und Entwicklung sammeln. Aktuell nutzen 230 Nachwuchskräfte die verschiedenen Angebote als Sprungbrett für eine Karriere im Unternehmen.

Ausbildungszentrum Bild

Platz für neue Inhalte: Das Ausbildungszentrum bietet auf 1.000 qm Fläche 24 Arbeitsplätze für Mechatroniker und Elektroniker.

HEIMAT SEIT DER AUSBILDUNG

Felix Klehmet hat diese Chance bereits genutzt. Seine Eltern hatten ganz andere Pläne mit ihm, als er vor 12 Jahren sein Abitur machte: „Der Junge soll etwas studieren.“ Doch das wollte er nicht, zumindest nicht sofort: „Direkt nach dem Abitur wollte ich etwas Praktisches machen, statt wieder die Schulbank zu drücken.“ Klehmet bewarb sich bei Eplan für eine Ausbildung zum Groß- und Handelskaufmann. Nachdem er die abgeschlossen hatte, machte die Personalabteilung ihm das Angebot, neben dem Beruf zu studieren. „Eine tolle Chance, weil ich gern im Unternehmen bleiben und mich weiterbilden wollte.“ Gesagt, getan. Ab dem Wintersemester 2012 besuchte er an zwei Abenden in der Woche und an den Samstagen die Rheinische Fachhochschule Köln, um seinen Bachelor in BWL zu machen. Eine anstrengende Zeit. Aber es hat sich gelohnt. Heute ist der ehemalige Auszubildende Leiter Operational Services. Der 32-Jährige ist der jüngste Abteilungsleiter bei Eplan und verantwortlich für das komplette Facility Management an den deutschen Standorten von Eplan (8) und Cideon (8) sowie an den internationalen Standorten in 25 Ländern. Auch für den gesamten Fuhrpark und das Zentrallager von Eplan ist er zuständig. Wie das möglich war? „Das Unternehmen hat mir immer die Freiheit gegeben, mich selbst anzutreiben. Das Timing war immer perfekt: Es kam immer das richtige Angebot zur richtigen Zeit“, erzählt der Monheimer und ergänzt: „Es war eine goldrichtige Entscheidung, im Unternehmen zu bleiben. Ich fühle mich hier sehr heimisch.“

DIE GENERATION Z GEWINNEN

Die Auszubildenden an das Unternehmen zu binden, indem man ihnen eine Perspektive für eine erfolgreiche berufliche Zukunft bietet – das ist ein wichtiges Ziel des gesamten Ausbildungsprogramms. Doch es ist nicht so leicht, junge Menschen für eine Berufsausbildung zu gewinnen. Tina Pfeiffer-Busch, die die Ausbildung im kaufmännischen Bereich leitet, setzt verstärkt auf digitale Plattformen, Kanäle und Formate. „Die Corona-Pandemie hat es fast unmöglich gemacht, potenzielle Bewerber persönlich kennenzulernen. Berufs- und Karrieremessen finden aktuell nur noch digital statt.“

Auch Anke Wojtynowski- Scharf, Personalentwicklerin Nachwuchskräfte, vermisst den direkten Kontakt. Sie hat in den Zeiten vor Corona auf Gymnasien fürs duale Studium in der FLG geworben. Dabei hat sie die Erwartungen der Schüler an zukünftige Arbeitgeber kennengelernt. „Die Generation Z legt großen Wert auf eine gute Betreuung und möchte gern partizipativ arbeiten“, erzählt die HR-Expertin. Darauf hat das Unternehmen reagiert: Den dual Studierenden stehen während ihrer Studienzeit ein Mentor für die persönliche Entwicklung sowie ein Koordinator zur Verfügung, der mit den Studierenden bestmögliche Projekte im In- und Ausland plant. Selbst nach dem Studium werden die Absolventinnen und Absolventen noch optimal betreut. Dafür sorgt ein zweijähriges Cross-Mentoring- Programm.

Lernen am Modell

Lernen am Modell: Mit Fischertechnik lässt sich das Bauen und Programmieren von Fertigungsabläufen ideal lernen.

KOMMUNIKATION MIT RESPEKT

Auch Matthias Hecker und Tina Pfeiffer-Busch beobachten, dass die aktuelle Generation der Auszubildenden anders ist als ihre Vorgänger. Und das hat Folgen für die Kommunikation im Betrieb und die Inhalte der Ausbildung. „Sie fragen nach und erwarten schnelle Antworten“, berichtet Pfeiffer-Busch. „Die Kommunikation zwischen Ausbilder und Auszubildenden geschieht heute auf Augenhöhe und immer sehr respektvoll“, betont Hecker und erläutert auch, warum: „So vermitteln wir jeder Nachwuchskraft, dass sie für uns eine wichtige Person ist.“ Denn idealerweise bleibt die junge Fachkraft nach ihrer Ausbildung im Unternehmen. Davon profitiert nicht nur die Friedhelm Loh Group, sondern auch der Kunde, so Hecker: „Je länger jemand bei uns arbeitet, umso besser kennt er die vor- und nachgelagerten Systeme und Prozesse, die heute notwendig sind, um ein Produkt zu entwickeln, zu fertigen und auf den Markt zu bringen. Und das merkt der Kunde.“

CHANCEN EINER DIGITALEN WELT

Verändert hat sich auch die kaufmännische Ausbildung. Den Grund dafür erklärt Tina Pfeiffer-Busch: „In einer digitalen Welt müssen Kaufleute nicht nur digital fit sein, sondern auch offen für alles sein, weil kaufmännisches Denken und Wissen heute in vielen Bereichen verlangt wird.“ Die Folge: Die kaufmännischen Auszubildenden werden daher generalistisch ausgebildet, sie arbeiten im Controlling oder im Qualitätsmanagement, lernen in der Produktion Industrie 4.0 kennen. Der Vorteil dieser Ausbildung: „Der Einsatzbereich für junge Kaufleute wird dadurch vielfältiger und größer. Das eröffnet ihnen noch mehr Chancen in einer digitalen Welt.“

IM TEAM VONEINANDER LERNEN

Wenn die Auszubildenden die verschiedenen Bereiche und Kollegen im Unternehmen kennenlernen, hat das noch einen weiteren Effekt: „Sie lernen den Umgang mit anderen Kollegen und spüren, dass sie Teil eines großen Teams sind, in dem sie eigenständig mitarbeiten können“, weiß Amelie Ribbing, Personalreferentin bei Eplan. Dieser Teamgeist wird besonders bei den Azubi-Tagen in Gnadenthal gepflegt. Dort treffen sich die Auszubildenden eines Jahrgangs in einer außergewöhnlichen Bildungs- und Begegnungseinrichtung, um sich kennenzulernen und voneinander zu lernen. Im Laufe des zweitägigen Workshops erhalten die interdisziplinären Gruppen eine projektbezogene Aufgabe, die ihnen von Firmeninhaber Prof. Dr. Friedhelm Loh gestellt wird. Er prämiert am Jahresende auch die Sieger des Wettbewerbs, bei dem der Wissenstransfer untereinander gefordert und gefördert wird.

AUSBILDUNG IN DEN USA

Und was machen die Unternehmen der Friedhelm Loh Group an ihren internationalen Standorten in Sachen Ausbildung? In den USA etwa gibt es in der Regel nur die schulische, sprich theoretische Berufsausbildung, die zumeist auf dem Community College stattfindet. „Wir freuen uns, dass wir jungen Amerikanern am Rittal Standort in Urbana, Ohio, jetzt sowohl die theoretische als auch die praktische Ausbildung sowie das interdisziplinäre Lernen ermöglichen können“, sagt Ingenieur Dan Yohey. Er hat gemeinsam mit seinem Kollegen Nick Frost im vergangenen Jahr drei formale Ausbildungsprogramme ins Leben gerufen, die nach amerikanischer Spielart die Theorie mit der Praxis verbinden. Es ist ein Stipendium für Studierende, die während ihres College-Studiums fortlaufend Berufspraktika im Rittal Werk Urbana absolvieren.

4

Studierende nehmen
aktuell am Ausbildungsprogramm
am US-Standort
Urbana teil.

230

Nachwuchskräfte lernen und studieren aktuell im Unternehmen.

Das Projekt wird vom Bundesstaat Ohio finanziell unterstützt und richtet sich an Studierende der Steuerungs-, Fertigungs- und Instandhaltungstechnik sowie des Wirtschaftsingenieurwesens. Kooperationspartner sind das Clark State College, das Edison State College und die University of Dayton. Aktuell nehmen vier Studierende am Programm teil. „Und die sind begeistert von der Möglichkeit, ihr theoretisches Wissen in die Praxis umzusetzen und gleichzeitig viele praktische Dinge bei uns zu lernen“, erzählt Qualitätsingenieur Dan Yohey. Es sei eine klassische Win-win- Situation. Auch der Standort Urbana profitiere von den Nachwuchskräften. „Die vier haben unsere Erwartungen bereits mehr als erfüllt. Wir hoffen, dass sie nach dem Programmabschluss als gut ausgebildete Fachkräfte bei uns bleiben.“ Im Betrieb wird der Studierende von seinem persönlichen Mentor angeleitet, unterstützt und beraten. Frost und Yohey haben dafür zehn Kollegen ausgewählt.
„Wir haben also noch für sechs weitere Stipendiaten Platz. Diese hoffen wir in diesem Jahr trotz Corona zu finden.“ Die Konditionen sind jedenfalls sehr interessant: Rittal übernimmt die Studiengebühren bis zum Ende des Ausbildungsprogramms. Warum man das macht? „Wir kümmern uns so intensiv um die Werkstudenten, weil die Verbleibsquote von Mitarbeitern, die diese Art von Programmen absolvieren, extrem hoch ist“, erklärt Yohey.

MIT LEIDENSCHAFT KÜMMERN

Matthias Hecker macht die gleichen Erfahrungen wie sein amerikanischer Kollege: „Du musst dich um deine Auszubildenden kümmern, kümmern und nochmals kümmern, sobald die Tinte auf dem Ausbildungsvertrag trocken ist.“ Die Friedhelm Loh Group macht das: Noch vor dem Ausbildungsstart erhalten die jungen Männer und Frauen Einladungen zu Firmenevents oder Grüße zum Geburtstag, zu Weihnachten und zum Schulabschluss. „So zeigen wir den jungen Leuten, dass sie von Anfang an zum Team gehören und wir sie sehr schätzen.“ Es muss einfach alles stimmen, betont Hecker, sonst werde es schwer, Nachwuchskräfte im Unternehmen zu halten und langfristig zu binden. „Und das alles sollte man mit viel Leidenschaft und viel Herzblut tun.“

  • Start aus der Poleposition

    Start aus der Poleposition

    Die Friedhelm Loh Group bietet viele Chancen durch:

    Top-Ausbildung

    • Zum 5. Mal in Folge mit „Deutschlands beste Ausbildungsbetriebe“ („Focus Money“) ausgezeichnet
    • 18 Berufsbilder: kaufmännisch, gewerblich-technisch und IT

      Junior Competence Centre
      Auszubildende entwickeln Kompetenzen:

      • Sozial: Gemeinsame Bearbeitung fachübergreifender Projekte nach KVP-Prozessen
      • Fachlich: Erstellen von Wettbewerbs- oder Branchenanalysen, Pricing, Marketing- oder psychologische Aspekte, Umsetzung von technischen Aufträgen
      • Digital: Nutzen und Entwickeln von IT-Systemen

      StudiumPlus
      Theorie und Praxis im Mix:

      • International: Auslandssemester oder internationaler Praxisphaseneinsatz
      • Persönlich: Betreuung durch Mentorenprogramm sowie Vermittlung von Schnittstellenkompetenz
       

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