Das Magazin der Friedhelm Loh Group

Das Magazin der Friedhelm Loh Group

Lebenslanges Lernen
Miteinander – Engagement

Lernen für die digitale Zukunft

Lebenslanges Lernen. Die Industrie der Zukunft funk­tioniert vernetzt und digitalisiert. Mitarbeiter müssen deswegen umdenken und dazulernen. Die Friedhelm Loh Group bietet zahlreiche Qualifizierungen an – damit Mensch und Maschine Hand in Hand arbeiten können.

Text Tobias Take ––– Fotografie

Angst macht die Digitalisierung Alexander Koroljow schon lange nicht mehr. Im Rittal Werk in Haiger überwacht er an einem Touchscreen die Anlage zur Türenfertigung von Schaltschränken. Alltag für den 45-Jährigen. Die Produktionsstätte wurde 2018 eingeweiht und ist vollständig nach hocheffizienten Industrie-4.0-Strukturen aus­gerichtet. Dass Alexander Koroljow so entspannt mit den neuen Technologien umgeht, hat neben seiner Neugier auch mit den Angeboten seines Arbeitgebers zu tun. Angefangen hat Koroljow bei Rittal im Jahr 1997 als ungelernter Arbeiter. Im Laufe der Zeit hat er sich an rund 50 Samstagen durch das unternehmenseigene Programm zum Maschinen- und Anlagenführer weitergebildet. Dass er heute Teil des digitalen Fertigungsprozesses in einer Smart Factory ist, verdankt er auch einem Arbeitgeber, der lernwillige und veränderungsbereite Mitarbeiter in den Digitalisierungsprozess der Industrie 4.0 einbindet. Denn bei Rittal, dem Tochterunternehmen der Friedhelm Loh Group, sollen die Maschinen den Menschen nicht ersetzen, sondern Hand in Hand mit ihm arbeiten. „Der Mitarbeiter hat mit seinen Erfahrungen und Kenntnissen einen entscheidenden Anteil, und seine Rolle wird an Bedeutung gewinnen. Ebenso werden sich auch die Anforderungsprofile verändern“, erklärt Gero Düweke, der in Haiger als Projektleiter Qualifizierung tätig ist.

Bei der Transformation in der Fertigung hin zum digitalen und vernetzten Arbeiten wurden von Anfang an die Mitarbeiter eingebunden. „Ja, es gibt Veränderungen, aber wer dabei sein will und offen für Neues ist, dem bietet Rittal die Chance“, sagt Düweke. Transparenz ist dem 49-Jährigen wichtig. Wer sich als Mitarbeiter an Veränderungen beteiligen will, der wird unter anderem direkt am Produktionsstandort geschult.
Lebenslanges Lernen wird in den Arbeitsalltag integriert, denn die Mitarbeiter sollen hier stets mit dem digitalen Wandel und der industriellen Transformation Schritt halten. Beide verändern die Arbeitswelt rasant, in hoher Frequenz kommen neue Anforderungen hinzu. Die Friedhelm Loh Group schafft dafür die nötigen Angebote, hat diese zum großen Teil in Eigenregie entwickelt und setzt die Weiterbildung der Mitarbeiter erfolgreich um. Ein Schema F oder auch einen fertigen Maßnahmen­katalog für die digitale Befähigung der Mitarbeiter gab es nicht.

DAS GROßE GANZE IM BLICK

„Die Mitarbeiter werden abgeholt und eingebunden. Es ist notwendig, ihnen den Weg aufzuzeigen sowie sie zu unterstützen und zu qualifizieren, denn viele müssen sich auf eine komplett neue Produktion einstellen“, erklärt Gero Düweke die Ansätze des Konzepts zum lebenslangen Lernen bei Rittal. Stets auf neue Anforderungen in der täglichen Arbeit eingestellt hat sich auch Maxim Böttcher. Der 41-Jährige ist heute Anlagenführer im Werk in Haiger und war einer der Ersten, der sich in Sachen Industrie 4.0 weitergebildet hat. Er besitzt eine dicke Mappe mit Qualifikationszertifikaten, die er durch zahlreiche Weiterbildungen erhalten hat. Nun kann er täglich mit Robotern arbeiten, und in einem der nächsten Seminare möchte Böttcher lernen, wie man Roboter programmiert. Die Digitalisierung ist für ihn die Zukunft, und man sieht ihm förmlich den Stolz an, als einer der Ersten in dem Bereich Industrie 4.0 zu arbeiten.

Die Weiterbildungen für das digitale Arbeiten in der Fertigung finden im Unternehmen sowohl direkt vor Ort als auch extern statt. Am Produktionsstandort und an der unternehmenseigenen Lern­insel lernen die Mitarbeiter in sieben Basis-Modulen, was digitales Arbeiten bedeutet. Neue Inhalte werden dann direkt vor Ort umgesetzt. „Die Anwendung des Gelernten kann leichter erreicht werden, indem Lernen in den Arbeitsalltag integriert und an den Anlagen eingefordert wird“, begründet Gero Düweke diesen progressiven Ansatz. Erst durch den ständigen Wissenstransfer der Mitarbeiter werden auch die digitalen Prozesse immer intelligenter. Deshalb ist es für Rittal eminent wichtig, in die Weiterbildung der Mitarbeiter zu investieren. Dabei spielt es keine Rolle, wie alt oder jung ein Mitarbeiter ist. Neugierde und Interesse am digitalen Wandel sind die einzige Voraussetzung – eine Einstellung, die das Unternehmen vorlebt. „Man muss Neugierde wecken, aber auch die Notwendigkeit der Veränderung verdeutlichen. Und dann sind natürlich auch Wille und Motivation beim Mitarbeiter gefragt“, meint Düweke.

Zum lebenslangen Lernen gehören dabei nicht nur die Schulungen vor Ort, sondern auch die Weiterbildung in der „Loh Academy“. Die Lerninhalte sind speziell auf die Themenbereiche der Unternehmensgruppe angepasst.

EXPERTISE MADE IN HAIGER

Davon profitiert auch André Ippach, Team­leiter der vollautomatischen AX-Fertigungs­linie im Werk in Haiger. Der gelernte Konstruktionsmechaniker überwacht die Roboter, welche die Schaltschränke der Linie der AX-Kompakt-Schaltschränke montieren und verpacken. Der 31-Jährige hat bereits rund 20 Qualifizierungsmaßnahmen besucht und lernt neue Mitarbeiter auch für die digitalen Technologien in der Fertigung an. Ausgebildet werden sie dann an verschiedenen Anlagen anhand der Flexibilitätsmatrix. Diese hängt auch ausgedruckt in der Produktionshalle in Haiger aus, so hat André Ippach immer den Überblick, welcher Kollege an welcher Anlage einsatzfähig ist. „Ich sehe in der Matrix, wie fit der Kollege ist. Dann bilde ich ihn an weiteren Linien und Anlagen aus, sodass er am Ende mehrere Anlagen bedienen kann.“

Flexibilitätsmatrix Rittal

Flexibilität. Auch durch die Flexibilitätsmatrix wird das lebenslange Lernen im Werk in Haiger in den Arbeitsalltag integriert. Die Kreisdiagramme zeigen an, an welcher Anlage der jeweilige Mitarbeiter ausgebildet wurde und wird. Ist das Diagramm ausgefüllt, kann der Mitarbeiter flexibel an diesen Anlagen eingesetzt werden.

Durch dieses Konzept können die Mitarbeiter flexibel eingesetzt werden, so sichert sich das Unternehmen wichtige Ressourcen auf der Ebene der Fertigung. Expertise made in Haiger sozusagen. „Wir fördern unsere Mitarbeiter und können so auf gut ausgebildete Leute zurückgreifen“, sagt Projektleiter Düweke. So wie auf Alexander Koroljew, Maxim Böttcher und André Ippach, die sich permanent weitergebildet haben und nun bereit sind für die Zukunft in der Industrie 4.0.

  • Lernen frühzeitig starten

    Rittal Foundation – Digitale Förderung

    Im Interview: Friedemann Hensgen, Vorstandsvorsitzender der Rittal Foundation

    Die Rittal Foundation setzt sich seit neun Jahren für die Bildungsförderung in Mittelhessen ein. Wo liegen aktuell die Schwerpunkte Ihrer Förderungsmaßnahmen?
    Seit dem Start unserer Fördertätigkeit unterstützen wir Bildungskonzepte, die durchgängig von der Kindertagesstätte (Kita) bis zur Rente zu lebenslangem Lernen motivieren. Gleichzeitig fördern wir Sozialarbeit an Schulen und räumen damit Lernhindernisse aus dem Wege. Als neuer Schwerpunkt ist die Digitalisierung in der Bildung an Schulen in unseren Fokus gerückt. Die Folgen der Ausbreitung des Coronavirus und die dazugehörigen Schulschließungen zeigen, wie wichtig es ist, die Schüler und vor allem auch die Lehrkräfte zu digitalen Bildungswegen zu befähigen und Digitalkompetenzen zu fördern.

    Welche Unterstützung kann die Rittal Foundation den Bildungseinrichtungen beim Thema Digitalisierung bieten?
    Das wechselt je nach Altersstufe. Im Bereich der Kitas unterstützen wir durch die finanzielle Förderung von Informatikseminaren für Erzieher und Erzieherinnen. In Grundschulen haben wir gerade ein Pilotprojekt durch die Bereitstellung eines Klassensatzes von Calliope Microcontrollern gefördert, der die Schüler spielerisch an erste Programmierschritte heranführt. Bei den weiterführenden Schulen liegt der Schwerpunkt zumeist auf Robotics als AG oder WPU, teilweise auch auf 3-D-Druck.

    Auch im späteren Berufsleben sind digitale Kompetenzen essenziell. Wie profitieren Kinder und Jugendliche von einer frühen Förderung?
    Gerade im MINT-Bereich unterstützt der Einsatz von digitalen Medien eine erfolgreiche, motivierende und interessante Vermittlung von Lerninhalten und Kompetenzen. Unternehmen sind dankbar für Auszubildende, die bereits über Digitalkompetenzen verfügen und digital an Aufgaben herangehen. Gleichzeitig sorgen wir hoffentlich auch für Motivation bei Lehrkräften und auch Eltern, sich intensiver mit dem Thema Digitalisierung auseinander­zusetzen. Nur so erreichen wir eine höhere gesellschaftliche Akzeptanz für Innovationen und bauen Ängste ab, die zuallererst auf Unkenntnis beruhen.


    Weiter im Web
    Wie die Rittal Foundation lebenslanges Lernen und die Digitalisierung an Schulen fördert, erfahren Sie auf: www.rittal-foundation.de

     

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