Text André Schmidt-Carré ––– Fotografie
Mit Schrittgeschwindigkeit rollt der rot-blaue Futtermischwagen durch den engen Stall, vorbei an Hunderten Milchkühen. Auf Knopfdruck des Fahrers verstreut der elektrisch angetriebene eTruck 1408 von Siloking die Tiernahrung. Bei Bedarf rinnt das Futter zu beiden Seiten gleichzeitig aus dem Behälter. Auf dem Multifunktionsdisplay kann der Fahrer nachvollziehen, wie viel Futter er verteilt hat. Eine spezielle Software steuert die Waage für die optimale Futtermenge. Der eTruck 1408 ist für Siloking das Meisterstück schlechthin: Zweieinhalb Jahre lang haben Entwickler und Konstrukteure am jüngsten Modell der mobilen Futtermischmaschinen getüftelt – von der Idee der Maschine über einen ersten Prototyp für Messen bis hin zur aktuellen Nullserie.
Auch dank solcher Spezialtechnologien zählt der Experte für Futtermischwagen seit Jahren zu den Vorreitern der Branche. Das Unternehmen exportiert seine Maschinen in mehr als 50 Länder und hat in den vergangenen sechs Jahren den Umsatz verdoppelt. Ein großer Erfolg – der aber auch neue Herausforderungen mit sich brachte. „Im Unternehmen herrschte damals eine Vielfalt an Softwaresystemen“, erinnert sich Peter Schöttl, kaufmännischer Geschäftsführer bei Siloking. „Speziell das ERP-System konnte bei unserem schnellen Wachstum nicht mithalten.“
Die Entscheidung für ein neues, leistungsfähigeres ERP fiel daher schnell – doch wie sollte das CAD-System an die neue Software angebunden werden? Ursprünglich hatte Siloking erwogen, das alte CAD-System zu behalten und per Schnittstelle ans neue ERP anzubinden – diesen Plan aber schließlich verworfen. „Den Ausschlag für den gleichzeitigen Umstieg auf SAP PLM gab neben den fundierten Beratungsleistungen von Cideon unsere Wirtschaftlichkeitsbetrachtung“, sagt Peter Schöttl. Gemessen an den Gesamtkosten ist das durchgängige System nicht nur preiswerter, sondern arbeitet auch stabiler als eine Variante mit zwei verschiedenen Programmen.
Schnittstellen nur zweite Wahl
„Schnittstellen haben in der praktischen Anwendung häufig Nachteile“, erklärt Cideon Principal Consultant Stefan Winzer, der das neue PLM bei Siloking implementiert hat. Zum Beispiel synchronisieren die Daten bei parallel laufenden Systemen nicht immer stabil und zuverlässig. Bei Fehlern ist es häufig schwierig herauszufinden, wo die Ursache liegt. Die vollintegrierte Lösung – das sogenannte Engineering Control Center – ist da anders.
Die neue, einheitliche Softwarearchitektur umfasst sämtliche Vorgänge und macht Daten damit über das ganze Unternehmen hinweg durchlässig: von der ersten Idee für den Bau einer neuen Maschine über die Konstruktion, den Einkauf und die Produktion bis hin zu Logistik, Vertrieb und Kundenservice. „Durch die Umstellung von ERP- und PLM-Software auf SAP in einem Zug konnten wir Konstruktion, Produktion, Logistik und Administration vernetzen und dadurch die volle Durchgängigkeit von der Geschäftsführung bis zur Werkbank herstellen“, sagt Stefan Röder, CAD-Administrator bei Siloking.
Das ist Siloking
Die Siloking Mayer Maschinenbau GmbH produziert Maschinen mit innovativer Futtermischtechnik für die Bedürfnisse von Milchvieh. Das inhabergeführte Familienunternehmen beschäftigt rund 350 Mitarbeiter und vertreibt unter anderem selbstfahrende Futtermischwagen, stationäre Dosieranlagen sowie Verteilgeräte. Die modernen Landmaschinen werden an zwei Standorten hergestellt.
50 Länder
weltweit beliefert Siloking mit seinen Futtermischwagen. Dank seiner Spezialtechnologien hat der Maschinenbauer schon mehrere Auszeichnungen erhalten.
12 t
Fassungsvermögen sind möglich. Dank Heckantrieb können auch kleine Betriebe die Wagen einsetzen – sie lassen sich auch auf engem Raum navigieren.
100 %
Ölschmierung garantiert weniger Wartungseinsätze und mehr Sicherheit der Futtermischwagen von Siloking.
Mitarbeiter brauchen die Daten deshalb nicht mehr jedes Mal kopieren und in ihr jeweiliges System einpflegen, sondern können die vorhandenen Daten nutzen und ihre Informationen hinzufügen. Damit optimiert Cideon die technischen und kaufmännischen Unternehmensprozesse bei Siloking. Durch eine weniger aufwendige Datenpflege, bessere Datenqualität und höhere Prozesssicherheit laufen die Arbeiten unter dem Strich deutlich schneller ab und sind obendrein weniger fehleranfällig.
Wo genau diese Vorteile herkommen, zeigt ein Blick auf das alte ERP, bei dem vor allem die sogenannte Materialübergabe fehlte. Viele Bereiche arbeiteten mit unterschiedlichen Programmen, wegen der vielen Insellösungen mussten Mitarbeiter verschiedener Abteilungen Daten oft manuell von einem Programm ins nächste übertragen. „Häufig passierten dabei Fehler, und Informationen waren nicht korrekt miteinander verknüpft“, sagt PLM-Experte Winzer. „Wir haben bei unserer Arbeit in dem Projekt festgestellt, dass es zahlreiche Unstimmigkeiten zwischen den Daten der verschiedenen Systeme gab.“
Zudem bedeuten die Medienbrüche jedes Mal zusätzlichen Aufwand. Denn die Mitarbeiter aus Einkauf, Fertigung und Service mussten häufig bei den Entwicklern nachfragen, wo bestimmte Daten zu einer Maschine zu finden waren und welche Version einer Komponente sie am Ende tatsächlich verbauen sollten. „Wenn ein Mitarbeiter aus der Fertigung aufgrund veralteter Informationen falsche Teile verbaut, ist das der Super-GAU“, erklärt Winzer. „Diese Fehlerquelle ist jetzt ausgeschlossen, weil die Konstrukteure direkt im System und für alle Mitarbeiter sichtbar die aktuell verwendeten Teile kennzeichnen.“
Den Datenbestand prüfen
Weil die Umstellung bei laufendem Betrieb erfolgte, war höchste Vorsicht geboten. „In den zu migrierenden Daten steckte das gesamte Know-how des Unternehmens“, sagt Winzer. Cideon schrieb deshalb eigens für das Siloking-Projekt ein maßgeschneidertes Programm, das die Daten vollständig aus verschiedenen Ausgangssystemen und Formaten ins neue PLM übertrug – und gleichzeitig überflüssige Daten löschte. „Vom gesamten Datenbestand von rund zwei Terabyte waren nur rund 15 Prozent reale Daten, der Rest waren Duplikate“, sagt Winzer.
Bereits nach wenigen Wochen hatten Röder und seine Kollegen das neue System zu schätzen gelernt. „Wir entdecken beinahe täglich neue Möglichkeiten und Potenziale“, sagt Röder. Der nächste Schritt für ihn ist daher das weltweite Ausrollen des neuen PLM. „25 Jahre nach unserem Einstieg in die Produktion und nach unse-rer Entwicklung vom Handwerksbetrieb zu heutiger Größe bedeutete diese Softwareumstellung für uns einen Paradigmenwechsel“, sagt Siloking-Geschäftsführer Schöttl. „Mit ihr ermöglichte uns Cideon, die Prozesse so anzupassen, dass sie unser künftiges Wachstum zuverlässig und effizient tragen können.“