Das Magazin der Friedhelm Loh Group

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Umschalten auf Web-Technologien
Praxis

Komponieren statt programmieren

Je smarter die Industrie, ihre Fabriken und ihre Produkte, desto wichtiger werden Flexibilität und Agilität ihrer Software-Entwicklung. Etwa für neue, datenbasierte Dienstleistungen im ­Industrial Internet of Things (IIoT). Derzeit erlebt die IT in der Industrie jedenfalls einen regelrechten Umbruch: von geschlossenen zu offenen Software-Architekturen in Richtung Composable Software. Plattformen wie das 2022 von German Edge Cloud vorgestellte ONCITE Digital Production System (DPS) zeigen die Richtung.

Text Ulrich Sendler und Steffen Maltzan ––– Fotografie

Wie lassen sich zukünftig Software-Anwendungen in der Industrie problemlos verbinden und Software-Grenzen überwinden?

Lange Zeit war Software für die Industrie vor allem ein Werkzeug, mit dem die Kernprozesse von der Auftragsabwicklung über Engineering und Produktion bis hin zum Service effizienter gesteuert werden konnten. Die dafür eingesetzten Systeme hatten ihre eigene Sprache und ihr eigenes Datenformat, konnten also nicht problemlos miteinander Daten austauschen. Nun kommt diese IT an ihre Grenzen, denn so können Daten sicher nicht die ihnen zugesprochene Hauptrolle als neuer Treibstoff für eine Smart Factory bekommen.

Dass sie diese Rolle aber haben müssen, ist unstrittig. Gefragt ist eine offene Software-Architektur, eine sogenannte „Composable Software“, die über API (Application Programming Interfaces)-Schnittstellen maximale Flexibilität bietet und neue Software-Anwendungen schnell integrieren und erweitern kann. „Composable Software, basierend auf Microservices und offenen Standards wie Kubernetes, wird immer häufiger als Lösung erkannt“, sagt Andreas Zerfas, CTO Digital Indus­trial Solutions bei German Edge Cloud. Diese Lösung ist nun auch in der Praxis erprobt und nachweisbar erfolgreich, wie etwa im ONCITE Digital Production System (DPS) bei Rittal im Werk Haiger.

Die Microservices-Architektur des DPS bietet die benötigte Flexibilität, um mit IIoT-Anwendungen und dem flexiblen Management der Fertigung (Smart MOM) die Nutzen-Versprechen von Industrie 4.0 jetzt wirklich einzulösen. Wo herkömmlich geschlossene, monolithische Software wie klassische Manufacturing Execution Systems hier an ihre Grenzen stößt, öffnet sich die Tür zu neuen Möglichkeiten. Stellt sich beispielsweise heraus, dass Daten der Bewegung eines Roboterarms für einen bestimmten Schritt hilfreich sind, ist diese Bewegung sozusagen im Handumdrehen ergänzt. Und über ein API lassen sich die neu gewonnenen Daten als Input nutzen. So funktioniert Composable Software.

UMSTIEG ÖFFNET WEITERE TÜREN

Bei Bedarf kann der Industriekunde unter verschiedenen Ausbaustufen und Einsatzformen des ONCITE DPS auswählen. Die Services der ONCITE Industrial Suite laufen genauso auf Edge-Applikationen direkt auf dem Shopfloor wie auf allen marktgängigen Cloud-Plattformen. Eine hybride Multi-Cloud ist die Basis. So wie sie sich derzeit in der Industrie als die am häufigsten favorisierte Lösungsform durchsetzt.

„Mit Containertechnologie lassen sich die meisten Schritte der Software-Entwicklung bis hin zum Betrieb regelrecht automatisieren“, sagt Andreas Zerfas. DevOps ist das Zauberwort. Statt langwieriger Programmierung mit anschließender Testphase und schließlich Freigabe werden diese Schritte parallelisiert und dramatisch verkürzt.

Um die Anpassungsfähigkeit weiter zu erhöhen, hat German Edge Cloud als strategischen Partner Scheer PAS gewählt. Ein Ergebnis: Scheer PAS ist als Application Composition Platform mit seiner „Low-Code & Integration“-Funktionalität Teil des Systems.

Auf dieser Basis mit ONCITE DPS, offenen Standards, cloudnativen Microservices und digitalen Zwillingen kann jetzt der Schritt in die Smart Factory gegangen werden. Die Anpassungsfähigkeit des DPS zeigt sich aktuell bei Rittal in doppelter Hinsicht beim Thema Energie: Im Rittal Werk wurde mit der schnellen Integration der neuen Messgröße „Energieströme“ die Transparenz der Fertigung um einen Faktor mit steigender Relevanz erhöht. Außerdem dient die Software bei Rittal als Basis für die neue RiZone OTM Suite zum optimierten ­Management und Energiemonitoring in Rechenzentren.

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