Das Magazin der Friedhelm Loh Group

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Der Neue im Einsatz
Praxis – Anlagenbau

Der VX25 auf dem Prüfstand

VX25. Der Jungfernflug ist in der Luftfahrt der entscheidende Moment. Wenn Technik das erste Mal auf Praxis trifft, geht es ums Eingemachte. Um Fakten. Und nur um Fakten. Hält die Technik, was sie verspricht? Für heiße Luft ist hier kein Spielraum. Ein etwas anderer „Flugbericht“ über den VX25 und die Schaper Gruppe. Für Schaltschrank­entscheider und Praktiker.

Text Dr. Jörg Lantzsch und Hans-Robert Koch ––– Fotografie

5-1 – hier muss die Kabelabfangschiene eingebaut werden“, erklärt Eugen Franzen einem Mitarbeiter. Der Teamleiter für den mechanischen Aufbau bei der Controller Steuerungstechnik GmbH, die zur Schaper-Gruppe gehört, arbeitet seit Kurzem mit einer neuen Schaltschranktechnik. Ein kleines, geradezu unauffälliges Detail hat es ihm angetan. „Mit der Zähllochung an den neuen Rahmenprofilen können wir Montagepositionen für Ausbauteile jetzt exakt definieren.“ Für den Schaltschrankexperten lassen sich dadurch Tragschienen oder Kabelabfangschienen in jedem Schaltschrank einer Anlage garantiert auf der gleichen Höhe montieren. „Vorher mussten wir an solchen Details oft noch nacharbeiten“, so Franzen. „Das war immer mit Aufwand verbunden, den wir jetzt zukünftig nicht mehr haben.“

„Mit der Zähllochung an den neuen Rahmenprofilen können wir Montagepositionen für Ausbauteile jetzt exakt definieren.“


Eugen Franzen
Teamleiter Steuerungstechnik GmbH

Für den Herforder sind alle Lösungen willkommen, die einen deutlichen Zeit­gewinn mit sich bringen. Gerade jetzt. Denn aktuell bereiten dem Unternehmen volle Auftragsbücher, hoher Zeit- und Kostendruck sowie der allgegenwärtige Fachkräftemangel immer wieder Kopfzerbrechen. „Insgesamt haben wir zurzeit alleine in der Fertigung sieben offene Stellen und könnten Fachkräfte sofort einstellen“, erklärt Nils Mentrup, Technischer Leiter bei der Schaper Steuerungstechnik GmbH. Für ihn schaffen automatisierte Lösungen, mit denen ein höherer Durchsatz mit weniger Fachkräften möglich ist, Abhilfe. Aber auch neue Komponenten und Systeme, die bei der Montage Zeit sparen, können die Effizienz in der Fertigung steigern.

 

Nils Mentrup geht mit festem Schritt und einem gewissen Stolz, gemeinsam mit Franzen durch die hochmoderne Fertigung in Herford. Alles ist auf dem neuesten Stand. Alles ist hier bis ins Detail durchdacht und perfekt organisiert. Die Halle mit den nummerierten Verdrahtungsplätzen wurde 2009 gebaut und im vergangenen Jahr noch einmal auf mehr als das Doppelte erweitert. Zusammen mit der Controller Steuerungstechnik fertigen dort insgesamt 70 Mitarbeiter Steuerungs- und Schaltanlagen verschiedener Größe. „Wir haben mit der erweiterten Halle jetzt ausreichend Platz, um auch mehrere große An­lagen mit 30 bis 40 Metern Länge gleichzeitig zu fertigen“, erzählt Mentrup.

In der Halle stehen die ersten Steuerungsanlagen, die auf Basis des neuen Schaltschranks VX25 von Rittal realisiert wurden. Dabei haben Mentrup, Franzen und deren Teams gerade den „Jungfernflug“ absolviert und das neue System auf Herz und Nieren geprüft. „Der Vorgänger ­TS 8 war ein einwandfreier Schaltschrank“, erinnert sich Mentrup. „Daher waren wir sehr positiv überrascht, dass sich Rittal beim VX25 offensichtlich viele Gedanken über die zahlreichen möglichen Verbesserungen gemacht hat.“ Der junge Technische Leiter nennt zuerst die geringere Anzahl bei den Ausbauteilen als einen wichtigen Vorteil. „Das macht sich direkt in einer Vereinfachung bei der Lagerhaltung bemerkbar“, so Mentrup. „Und zwar sowohl in unserem zentralen Lager als auch in den Teilelagern für die einzelnen Projekte, die wir direkt an den Arbeitsplätzen einrichten.“

Schaper zeigt, wie die Ein-Mann-Montage funktioniert.

Mehr Stabilität

Franzen hat noch weitere entscheidende Vorteile beim neuen System entdeckt: „Der Schrank an sich ist stabiler geworden – das ist einer der großen Vorteile.“ Das zeigt sich unter anderem auch bei den neuen Bodenblechen. Monteure müssen während des Schaltschrankausbaus immer wieder mal in den Schrank hineingehen. „Früher haben sich dadurch häufig die Bodenbleche etwas verbogen, sodass wir nacharbeiten mussten“, erinnert sich Franzen. Dass diese Nacharbeiten nun entfallen, trägt zu den Zeitersparnissen bei, die das neue Schaltschranksystem mit sich bringt. Und über noch ein weiteres Detail an der neuen Konstruktion des Schaltschrankbodens freut sich Franzen: „Der Rahmen ist jetzt so gestaltet, dass kein Zwischenraum zwischen Bodenblech und Rahmen vorhanden ist. In der Vergangenheit ist es immer wieder einmal passiert, dass dort eine Schraube reingefallen ist.“

Eine weitere Vereinfachung sind die neuen Scharniere, die es ermöglichen, die Schaltschranktüren einfach auszuhängen. Das Aushebeln der Scharnierstifte, das früher notwendig war, kann dadurch entfallen. „Wir hängen die Schaltschranktüren generell aus“, erklärt Franzen, „auch wenn keine Bearbeitung auf einer unserer Perforex Bearbeitungszentren vorgesehen ist. Das Verdrahten ist so deutlich einfacher.“ Das gilt vor allem für größere Schaltanlagen, bei denen Verdrahtungen über mehrere Schaltschränke hinweg installiert werden müssen. „Die Zeitersparnis bei Demontage und Montage kann bis zu einer Minute und mehr pro Schaltschranktür betragen“, erläutert Franzen.

Dass es eine geringere Anzahl an Ausbauteilen für den VX25 gibt, ist auch nach Meinung von Franzen ein großer Vorteil: „Welche Schiene gehört wohin? Diese Frage stellt sich uns jetzt nicht mehr, da beim VX25 die Schienen sowohl an die vertikalen als auch an die horizontalen Rahmenteile passen und auch von der Seite und von hinten montiert werden können.“ Dadurch wird es beispielsweise auch möglich, eine Schiene von der Rückseite aus anzuschrauben, nachdem die Montageplatte bereits im Schrank montiert ist. „Wenn wir in der Vergangenheit eine solche Schiene, die bei manchen nach UL gebauten Schaltanlagen Pflicht ist, vergessen hatten, musste die Montageplatte wieder ausgebaut oder zumindest nach vorne abgekippt werden“, sagt Franzen. Ein Arbeitsschritt, der jetzt überflüssig ist.

Zitat

„Der VX25 ermöglicht in vielen Fällen eine Zeiteinsparung, die uns bei dem großen Zeitdruck hilft.“


Nils Mentrup
Technischer Leiter bei
Schaper Steuerungstechnik GmbH

Auch bei der Montage von Ausbaukomponenten oder Seiten- und Rückwänden haben es Franzen und sein Team jetzt leichter: Es kommen nur noch Schrauben der Größe Torx 30 zum Einsatz. „Früher hatten wir immer zwei Akkuschrauber bei der Montage, die mit den passenden Schrauber-Bits bestückt waren – jetzt brauchen wir nur noch einen“, nennt Franzen den Vorteil, der bei der täglichen Arbeit zum Tragen kommt. Auch das Konzept der Ein-Mann-Montage überzeugt den Teamleiter, und er demonstriert am Beispiel einer Rückwand, wie es funktioniert. „Ich kann die Rückwand einfach oben einhängen und sie bleibt ­sicher in Position, bis ich die Schrauben angezogen habe.“

Beim Blick in die Fertigungshalle sieht man sofort, dass alle Schritte gut aufeinander eingespielt sind. Birgt die Umstellung auf ein neues Schaltschranksystem hier nicht ein hohes Risiko? „Neuerungen stehen die meisten Menschen häufig erst einmal skeptisch gegenüber. Bei uns hat aber die Umstellung sehr schnell und reibungslos funktioniert“, freut sich Mentrup. Ein Grund dafür war unter anderem die VX25-Umstellhilfe, die Rittal zur Verfügung stellt. Mit diesem webbasierten Tool lassen sich Stücklisten aus Projekten, die mit dem TS 8 geplant wurden, einfach in Stücklisten für den VX25 konvertieren. Die alte Stückliste wird im Excel-Format per Drag-and-drop hochgeladen, und im Anschluss steht die neue Stückliste zum Downloaden zur Verfügung. Auch 3D-Aufbauplanungen aus Eplan Pro Panel lassen sich weitgehend automatisiert konvertieren. „Nachdem jetzt die ersten beiden großen Anlagen mit dem neuen Schaltschrank fast fertig sind, haben wir die Umstellung auf jeden Fall gut im Griff“, ist Mentrup überzeugt.

Ein-Mann-Montage. Eugen Franzen von der Controller Steuerungstechnik GmbH macht es vor: Die Rückwand ist einfach von oben einzuhängen und bleibt sicher in der Position, bis die Schrauben angezogen sind.

Schnelle Montage

Von dem neuen Schaltschranksystem ist Mentrup überzeugt. „Es ermöglicht in vielen Fällen eine Zeiteinsparung, die uns bei dem großen Zeitdruck, den wir vonseiten unserer Kunden haben, hilft.“ In diesem Zusammenhang sieht er auch die Vorteile des 24-Stunden-Lieferservices von Rittal. „Heute ist die Lieferzeit bei vielen Aggregaten, die wir in unseren Anlagen verwenden, relativ lang – anders bei den Schaltschränken von Rittal, die immer am Tag nach der Bestellung geliefert werden“, so Mentrup.

Für zukünftige Projekte möchte der Technische Leiter möglichst komplett auf das neue Schaltschranksystem setzen. „Wir werden bei unseren Kunden aktiv werden und sind uns sicher, dass auch diese die Vorteile schnell erkennen werden“, ist er überzeugt.

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