Das Magazin der Friedhelm Loh Group

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H2 Core Systems
Praxis

Wasserstoff marsch!

Grüner Wasserstoff soll die Energiewende vorantreiben. Doch wie schafft man es, diesen umweltfreundlichen Energieträger in der Industrie optimal einzusetzen? Darauf gibt es unterschiedliche Antworten. Eine bietet jetzt das Unternehmen H2 Core Systems. Dessen modulare Technologie-Lösung, die in Schaltschränken von Rittal untergebracht ist, wird weltweit angefragt.


Text Daniel Giebel ––– Fotografie

Der Klimawandel und die Energiewende gehören zu den beherrschenden Themen unserer Zeit. Dabei fallen auch sperrige Schlagwörter wie Sektorenkopplung und Power-to-X (mehr dazu im Infokasten). Umso er­frischender ist es, wenn Uwe Küter die in diesem Rahmen so wichtige Wasserstoff-Technologie als „charmant“ bezeichnet. Küter ist tätig im Sales & Business Development von H2 Core Systems in Heide, eine gute Autostunde nördlich von Hamburg.

Der Systemintegrator hat sich auf den Bau von Anlagen spezialisiert, die Wasser mithilfe von Strom aus er­neuer­baren Energien in grünen Wasser­stoff um­wandeln, speichern und so für diverse Anwendungen nutzbar machen. Die modular aufgebauten Systeme können je nach Größe von einem bis zu 450 Kilogramm Wasserstoff am Tag erzeugen. 2020 als Spin-off der TC-Hydraulik GmbH gegründet, hat H2 Core Systems heute mehr als 20 Angestellte – mit steigender Tendenz, denn die Auftragsbücher sind voll.

Alles in einem Schrank 

Jede Anfrage sei zwar anders, so Küter, doch die meisten stammten von zwei Kundentypen: „Die einen haben Photovoltaik-Anlagen, wollen deren Strom direkt nutzen und suchen Möglichkeiten, ihn zu speichern. Die anderen benötigen Wärme für industrielle Prozesse – bisher kam bei denen vor allem Erdgas zum Einsatz, nun wollen sie auf Wasserstoff umstellen.“ Die Systeme von H2 Core Systems dienen beiden Zwecken. 

In 19-Zoll-Schränken der Serie VX25 von Rittal vereinen sie Elektrolyse-Einheiten zur Herstellung von Wasserstoff sowie Module und Erweiterungsmöglichkeiten wie Speicher, Kompressoren oder Brennstoffzellen: „Das modulare Anreihsystem von Rittal macht es möglich, dass wir unsere Elektrolyse-Einheiten je nach Bedarf skalieren und miteinander verbinden können – von einer bis zu 40 Einheiten. Ein weiterer Vorteil ist die hohe Stabilität der Schränke. Schließlich wiegt eine komplette Elektrolyse-Einheit bis zu 500 Kilogramm." Bei der Entwicklung arbeitet H2 Core Systems eng mit der Enapter AG aus Berlin zusammen. 

Diese steuert die wichtigen AEM-Elektro­­lyseure bei: „Enapter baut besonders kleine Module, die soge­nannten Stacks. Neben der Größe ist vor allem deren Verfüg­­bar­keit ein Vorteil – fällt ein Stack in einer Anlage aus, laufen die anderen weiter. Es gibt keine Verluste, und man kann die Stacks relativ ein­fach aus­tauschen“, erklärt Küter.

H2 und Co.

Wasserstoff wird durch Elektrolyse – die Zerlegung von Wasser in Sauer- und Wasserstoff durch Elektrizität – gewonnen. Das Gas lässt sich als Energie­träger speichern, transportieren und zur Strom- oder Wärme­gewinnung nutzen. Als einziges Abfall­produkt entsteht Wasser­dampf. Power-to-X fasst Wege zur Speicherung und Nutz­bar­machung von Strom­­über­schüssen aus erneuer­baren Energien zusammen. Diese Technologien dienen der intelligenten Ver­netzung der Bereiche Strom, Wärme und Mobilität, die als Sektoren­kopplung bezeichnet wird und einen wesent­lichen Bau­stein der Energie­wende darstellt.

Schlüsselfertig und einfach nutzbar 

Mit dem Schaltschranksystem von Rittal kann H2 Core Systems sein Lösungsportfolio als komplettes Plug-&-Play-System anbieten. So sind die Anlagen bei den Kunden in der Regel innerhalb eines Tages installiert, meist reicht eine Fachkraft dafür aus. Das Ziel sei, die Kunden so zu schulen, dass sie die Wartung und den Austausch von Teilen größtenteils allein machen könnten, erklärt Uwe Küter: „Wir können übers Internet vieles von hier steuern – die Kunden halten mit der Handy-Kamera drauf und wir geben Anweisungen.“ 

Das klappt weltweit. Die schlüsselfertigen Anlagen aus Heide stehen in England und den USA, in Indien ebenso wie in Brasilien. Uwe Küter ist überzeugt: „Wasserstoff hat einen riesigen Vorteil – jeder kann ihn nutzen, jede Gemeinde, jede Stadt, jedes Land, egal wo auf der Erde. Es braucht nur ein bisschen Wasser, Wind und Sonne.“

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