Das Magazin der Friedhelm Loh Group

Das Magazin der Friedhelm Loh Group

Europäisches Cloud-Netzwerk

Digitale Offensive der Industrie für Datensouveränität und Echtzeit

Edge-Computing. Startschuss für eine sichere Cloud-Infrastruktur für die deutsche und europäische Industrie: Gaia-X heißt das Digital-Großprojekt zur Stärkung der Industrie im internationalen Wettbewerb. Ziel ist der Aufbau einer europäischen Cloud zur sicheren Digitalisierung und Vernetzung der Industrie und als Basis für den Einsatz neuer KI-Anwendungen (Künstliche Intelligenz). Im Boot ist die Friedhelm Loh Group als starkes mittelständisches und global agierendes Unternehmen. Inhaber und Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Friedhelm Loh hat das Großprojekt mit ins Leben gerufen.

Text Christian Abels ––– Fotografie

Die Friedhelm Loh Group baut gleichzeitig gemeinsam mit Partnern die erste Edge-Cloud für echtzeitfähige industrielle Anwendungen auf Basis von KI auf. Entwickelt hat die Lösung Rittal mit seinen Schwesterunternehmen German Edge Cloud und IoTOS sowie Bosch Connected Industry. Kunden können mit der Lösung Wertschöpfung aus ihren Daten ziehen, sie nahezu in Echtzeit verarbeiten und KI-basierte Analysen durchführen, ohne die Sicherheit der Daten zu riskieren. Unternehmen entscheiden selbst, welche Daten sie an wen entlang der gesamten Lieferkette übertragen – von der Echtzeit-Nutzung über intelligente Analysen bis hin zur sicheren und vom Kunden kontrollierbaren Übertragung von Daten in einer hocheffizienten Gesamtumgebung.

Die deutsche Industrie braucht die Autonomie über ihre Daten und eine stabile, sichere und allzeit verfügbare IT-Infrastruktur. Mit ONCITE liefern wir die erste Lösung für die Anforderungen unserer Kunden.“ Prof. Dr. Friedhelm Loh

Industrie setzt zunehmend auf Daten

Beispiel Digitalisierungsoffensive von VW und BMW: Die Automobilhersteller fordern von ihren Zulieferern, Daten entlang der gesamten Lieferkette vorzuhalten und transparent zu machen. Mithilfe der Produktionsdaten aus den Zulieferwerken wollen sie ihre Ausbringungsrate um bis zu 30 Prozent steigern und Serienfehler früh erkennen. Der Datenaustausch über die gesamte Lieferkette soll dabei über die US-Plattformen Amazon Web Services und Microsoft Azure erfolgen. Nun stehen die Zulieferer unter Zugzwang: Sie wollen mit ihren 100.000 Fabriken ihren Zulieferstatus nicht aufs Spiel setzen, nicht aber ihre wertvollen Daten leichtfertig aus der Hand geben und den Zugriff von Dritten ermöglichen. Immerhin unterliegen die US-Dienstleister nicht der strengen EU-Datenschutz-Grundverordnung, sondern dem sogenannten Clarifying Lawful Overseas Use of Data Act. Streitpunkt: Das Gesetz erlaubt es den US-amerikanischen Strafverfolgungsbehörden, Daten von US-Internetdiensten anzufordern, auch wenn diese auf Servern außerhalb der USA – etwa in Deutschland – gespeichert werden.

Datensouveränität als Erfolgsfaktor

„Die existierenden Cloud-Lösungen haben einen entscheidenden Nachteil: Unsere Kunden können nicht frei entscheiden, wem sie welche Daten geben. Sie können Daten auch nicht in Echtzeit verarbeiten und einer künstlichen Intelligenz zuführen. Dazu braucht es ein Konzept dezentraler Datenverarbeitung und -analyse direkt vor Ort, wo die Daten entstehen“, so Prof. Dr. Friedhelm Loh, Inhaber und Vorstandsvorsitzender der Friedhelm Loh Group, der darüber auch mit der Bundesregierung gesprochen hat. Schließlich geht es um nichts weniger als die Sicherung der Zukunft des Mittelstands im internationalen Wettbewerb. „Die Industrie braucht die Autonomie über ihre Daten und eine stabile, sichere und allzeit verfügbare IT-Infrastruktur.“ Genau das ist das Alleinstellungsmerkmal der Lösung, die Rittal, German Edge Cloud und IoTOS – Unternehmen der Friedhelm Loh Group – mit Bosch Connected Industry und der Fraunhofer-Gesellschaft entwickelt und im Oktober in Haiger vorgestellt haben: ONCITE.

Mit der Komplettlösung können Unternehmen nicht nur ihre Produktionsdaten nahezu in Echtzeit direkt vor Ort verarbeiten und analysieren. „Die Unternehmen behalten die Kontrolle und entscheiden selbst, ob und wie sie die verarbeiteten Daten an die verschiedenen digitalen Produktionsplattformen übermitteln“, erklärt Dr. Sebastian Ritz, CEO von German Edge Cloud. Nach dem Prinzip Plug-and-Produce kann sich jeder Hersteller das Minirechenzentrum – etwa so groß wie ein Kühlschrank – direkt an den Rand (Edge) seiner Produktion stellen. Der Kunde erhält es einsatzbereit, abgestimmt auf seine Leistungsvorgaben, mit einer passgenauen und skalierbaren, cloudbasierten IT-Infrastruktur und den KI-basierten Anwendungen, die er für seine Anforderungen braucht.

Zur Stärkung der Industrie und zur Förderung von Lösungen für diese Herausforderungen europäischer Unternehmen, hat Bundesminister Peter Altmaier das Projekt Gaia-X offiziell gestartet. Ziel ist es, viele kleine geographisch verteilte Edge Rechenzentren mit offener Cloud-Anbindung aufzubauen, die eine neue Klasse von industriellen Anwendungen ermöglichen. Vorgestellt wurde das Projekt auf dem Digitalgipfel des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie in Dortmund.

Aus eigenen Lösungen lernen

„Die Friedhelm Loh Group hat in den Gesprächen mit dem Bundesministerium unternehmensseitig und aus Sicht der Industrie Gaia-X vorangetrieben. Unser Ziel war es, Edge- und Cloud-Computing für den industriellen Mittelstand zugänglich zu machen und dafür den Weg zu bereiten“, sagt Prof. Dr. Friedhelm Loh, Inhaber und Vorstandsvorsitzender der Friedhelm Loh Group: „Wir haben mit Kunden und auch in den eigenen Fabriken gelernt, was wichtig für den industriellen Mittelstand ist: Datensouveränität, Echtzeitfähigkeit und die Anbindung an bestehende Cloudlösungen. Diese Expertise haben wir in das Gaia-X-Projekt eingebracht.“ 

Man kenne die Anforderungen aus der eigenen Praxis beim Aufbau des komplett digital integrierten Rittal Werks in Haiger. „Weil es für unsere Anforderungen noch keine passende Antwort gab, haben wir gemeinsam eine Lösung entwickelt. ONCITE ist das erste schlüsselfertige KI-basierte Edge-Cloud-Rechenzentrum zur sicheren, echtzeitfähigen Verarbeitung und intelligenten Analyse von Daten im Produktionsumfeld. Damit ist eine Lösung von der deutschen Industrie für die deutsche Industrie entstanden – in der Zusammenarbeit mit kompetenten Partnern wie Fraunhofer, IT- und KI-Spezialisten sowie anderen Unternehmen“, so Prof. Dr. Loh.

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