Text Ralf Steck ––– Fotografie
Eine nicht alltägliche Aufgabe wurde Pezag von der TMP AG im schweizerischen Salmsach gestellt: Das Unternehmen sollte eine Lösung finden, um eine neue Anlage und die zugehörigen Schaltschränke in beengte Platzverhältnisse einzupassen. Für die Herstellung von Mischfetten für Tierfutter musste eine Zuführungsanlage von der Lieferrampe bis in die beiden Autoklaven gebaut werden. Allerdings war der Raum im bestehenden Gebäude so knapp, dass sich neben der neuen Anlage kein Platz für den notwendigen Schaltschrank finden ließ.
Kein Platz für den Schrank
Die Planer von TMP und Pezag mussten den Schrank außen an der Hallenwand platzieren und die Anschlusskabel ins Gebäude führen. Das bedeutete jedoch, den Schaltschrank – und damit die empfindliche Elektronik – dem Wetter auszusetzen: Hitze im Sommer, Schnee und Kälte im Winter, dazu Regen. Zudem bildet sich bei kalten Temperaturen an warmen aktiven Bauteilen schnell mal Kondenswasser. Erst dachte man an ein Häuschen für den Schaltschrank. Dies hätte jedoch hohe Kosten verursacht sowie einen eigenen Bauantrag erfordert – und damit das ganze Projekt verzögert.
Elektronik im Outdoor-Kleid
Pezag konnte eine bessere Alternative anbieten: Erst vor kurzem hatte Rittal die Toptec-Baureihe outdoorfähiger Schaltschränke um ein anreihbares Modell ergänzt. Damit lassen sich mehrere Module nebeneinander zu einer Einheit verbinden. Da die Ausführung bereits für den Einsatz im Freien konzipiert ist, erübrigt sich eine zusätzliche Einhausung.
Die Schränke sind aus pulverbeschichtetem Edelstahl hergestellt und mit einem Regendach für den Outdoor-Einsatz gewappnet. Die Wände sind doppelwandig ausgeführt, wassergeschützte Öffnungen unten und oben im Schrank ermöglichen einen Kamineffekt, der eine passive Entwärmung erzeugt.
In einer Tür des Schranks lässt sich zudem ein Klimagerät einbauen, welches das Innere so temperiert, dass die Elektronik stets unter idealen Umweltbedingungen arbeiten kann. Das betrifft sowohl die Einflüsse von außen als auch die Hitzeentwicklung der im Schrank verbauten Komponenten.
Klimatisiert mit Software
Um die Klimatisierung richtig auszulegen, nutzten die Pezag-Spezialisten erstmals die neue Version der Software RiTherm. Die Software berücksichtigt, welche Hitzequellen wo eingebaut sind, um zu gewährleisten, dass der Kühlluftstrom alle Geräte gleichermaßen erreicht.
Die mit Eplan erzeugten Konstruktionsunterlagen wurden in RiTherm eingelesen – so stand die Lage aller Einbauten ohne Mehrarbeit zur Verfügung. Stefan Brühlmann, Mitinhaber: „Im Schrank sind drei Frequenzumrichter mit je 30 kW Leistung verbaut, dazu zwei weitere mit 18 und 11 kW. Dazu Peripheriegeräte, Stromversorgung und die Steuerung. Da entsteht nicht wenig Hitze.“
Die thermischen Daten sind bei Rittal-Schränken bereits in der Software hinterlegt. Damit ermittelt RiTherm Heat- und Loss-Zonen und schlägt ein Klimagerät vor, das möglichst klein dimensioniert ist, um höchste Energieeffizienz zu bieten.
Alles im Zeitrahmen
„Dank der neuen Anreihschränke konnten wir den straffen Zeitplan einhalten“, erinnert sich Brühlmann, „die Anfrage vom Kunden kam am 19. September, und das Ziel war, die Anlage vor Weihnachten auslieferbereit zu haben. Da die Toptec-Schränke als Standardprodukte ab Lager lieferbar sind, ebenso wie das Kühlgerät, konnten wir alle Elemente im Zeitrahmen liefern.“
„Wir konnten hier eine All-In-One-Lösung aus Schrank, Klimagerät sowie Berechnungs- und Beratungsleistung liefern“, schließt Kai Wittlinger von Rittal Schweiz, „das hat Pezag geholfen, eine runde Lösung zu liefern. So waren am Ende alle zufrieden – und vor allem konnte der Pezag-Kunde seine neue Anlage termingerecht in Betrieb nehmen.“