Das Magazin der Friedhelm Loh Group

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Cideon Conify
Praxis

Ohne Umwege zu MCAD- und ECAD-Daten

Der „variantenreiche Serienmaschinenbau“ ist heute das Mittel der Wahl, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. Engineering Automation ist gefragt – vom Produktkonfigurator bis zur Auftragsanlage inklusive Erzeugung der CAD-Daten. Wie die Software Cideon Conify die Zeit von Anfrage bis Auftragsabschluss verkürzt, erklären Achim Potthoff, Director Business Development bei Eplan und Lara Bemetz, Head of Portfolio Management bei Cideon.

Text Interview: Michael Corban / KEM ––– Fotografie

EINFACH KONFIGURIERT

Daten von Vertrieb bis Auftragskonstruktion

Warum sind Konfiguratoren im Sondermaschinenbau so interessant?

Lara Bemetz (Cideon): Speziell im Vertrieb leistet ein Produktkonfigurator wertvolle Dienste. Er unterstützt bei der sinnvollen Zusammenstellung der Bauteile und ermittelt schnell die Preise für das Angebot. Meist setzen dann aber viele manuelle Schritte darauf auf. Klassisch greifen Konstrukteure dazu auf Altprojekte zurück und kopieren Daten, wodurch in der Regel viele Dubletten und Kopien im System entstehen. Besser wäre es, wenn die Daten auf Basis der Konfiguration bereits automatisiert und PDM-konform vorlägen und sie beim Schritt in die Fertigung auch dem ERP-System übergeben werden könnten.

Wie lässt sich so ein Systembruch überwinden?

Bemetz: Mit Cideon Conify überwinden wir den Systembruch zwischen der Vertriebsphase mit ihren Angeboten und der Auftragsabwicklung. Die Software ermöglicht das Generieren von Konstruktionsdaten und Stücklisten direkt aus dem Konfigurator heraus – auf Basis der nativen CAD-Daten. Damit muss der Konstrukteur also nicht mehr jede Variante händisch erzeugen. Cideon Conify liefert ihm die Daten auf Knopfdruck. In der MCAD-Software, etwa in Autodesk Inventor oder Solidworks, lassen sich automatisch komplexe Konstruktionen generieren, im PDM ablegen und die Stücklisten im ERP bereitstellen. Mit Blick auf die ECAD-Welt gilt das in gleicher Weise auch für Eplan.

Ist also Cideon Conify selbst kein Konfigurator, sondern eine Schnittstelle zwischen Vertriebskonfiguration und CAD-Welt?

Bemetz: So ist es – wir übernehmen Daten aus den Vertriebskonfiguratoren, die von verschiedenen Herstellern stammen können. Maße, Merkmale, Ausprägungen und vieles mehr können so direkt – und automatisiert – in CAD-Modelle einfließen. Und zwar unabhängig davon, ob es um den mechanischen oder den elektrotechnischen Aufbau geht. In der mechanischen Konstruktion sind das dann 3D-Modelle, aus denen sich gleich die entsprechenden Zeichnungen ableiten lassen. Alle Daten werden dazu PDM-konform abgelegt – so als hätte es der Konstrukteur selbst gemacht. Im Schnitt erhält der Anwender auf diese Weise eine bis zu 80 Prozent fertige Konstruktion, auf der dann die Auftrags- beziehungsweise Sonderkonstruktion aufsetzen kann.

Und wie lässt sich die elektrotechnische Seite einer Konstruktion abbilden?

Achim Potthoff (Eplan): Mit Eplan Engineering Configuration (EEC) und Eplan eBuild sind Stromlaufpläne auf Knopfdruck nichts Neues. Neu ist: Die ECAD-Anbindung über Cideon Conify an einen vorgelagerten Konfigurator ermöglicht die kundenindividuelle, automatisierte Auftragskonstruktion für Mechanik und Elektrik und erlaubt zugleich die Erstellung einer mechatronischen Stückliste. Abhängig vom Detailgrad der Konfiguration können wir meist den größten Teil und in Einzelfällen bis zu 100 Prozent der Fertigungsdokumentation automatisch erstellen. Entscheidend ist, dass wir mit Cideon Conify so viele Informationen wie möglich aus dem vorgelagerten Konfigurator automatisch in die Auftragsanlage transferieren. Ein Maschinenbauer kann so durch die Durchgängigkeit von der Konfiguration über die automatisierte Konstruktion bis in die Fertigung der Maschine seinen Prozess qualitativ aufwerten und drastisch verkürzen. Und signifikant verkürzte Lieferzeit ist ein starkes Vertriebsargument.

Lassen sich die Vorteile auch disziplinübergreifend nutzen?

Potthoff: Ja! Der disziplinübergreifende Ansatz ist der große Hub. Dadurch dass die Stückliste eine wirklich mechatronische Stückliste ist, lässt sie sich sowohl in der Produktion als auch auf der kaufmännischen Ebene viel einfacher, oder besser gesagt, eindeutiger weiterbearbeiten. Ein Beispiel: Es kommt immer wieder vor, dass Sensoren in der Mechanik bestellt werden, die gleichen Sensoren aber auch in der elektrotechnischen Stückliste aufgeführt werden. Das kann in einer mechatronischen Stückliste über den Ortsbezug einfach aufgelöst werden. Nach erfolgter Konfiguration in der Auftragsbearbeitung entstehen die Fertigungsdokumentation und die mechatronische Stückliste der Maschine. Die Produktion kann also mit der Planung beginnen und der Einkauf mit der Bestellung der benötigten Komponenten. Das ist „Engineering Automation“ in einer hohen Ausbaustufe – zudem prozesssicher und in der Lage, selbst anspruchsvolle Variantenkonstruktion automatisiert abzuwickeln.

Welche Voraussetzungen sind dafür erforderlich?

Potthoff: Die große, niemals endende Aufgabe ist es, die Maschine sauber zu strukturieren und Optionen sowie Varianten funktional festzulegen. Ist das gelöst, lassen sich Aufgaben bei der mechanischen und elektrischen Konstruktion automatisieren. Zugegeben ist das anspruchsvoll. Aber es lohnt sich: Erfordert meine Konfiguration etwa verschiedene Pumpeneinheiten, sollte das vorher durchdacht sein. Haben alle Varianten die gleiche Spannungsversorgung, die gleiche Sensorik und so weiter? Dazu gehört auch festzulegen, welche Varianten nicht mehr verkauft werden sollen. Es hat etwas von Aufräumen, und es macht Sinn, sich vorab über den Produktaufbau Gedanken zu machen und zu standardisieren. Besser formuliert: Wie lässt sich ein pragmatisches und automatisierbares Wiederverwendungskonzept realisieren?

Bemetz: Der Anwender sollte vor allem den Gesamtprozess vor Augen haben und innerhalb seines Unternehmens ein einheitliches Verständnis für das jeweilige Produkt und damit seine Struktur und Modularisierung erreichen. Der Vertrieb sollte nur konfigurieren können, was technisch dann auch umgesetzt werden kann. Standardisierung ist das entscheidende Stichwort – das Potenzial dahinter ist enorm groß.

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