Text Patricia Späth ––– Fotografie
Mit einem wehmütigen Lächeln erinnert sich Peter Marszelewski, IT-Leiter bei der Ralf Bohle GmbH, an die Fahrradtour von Garmisch-Partenkirchen nach Riva del Garda im letzten Sommer. Auf den letzten Metern stürzte er nach einem heftigen Regenguss auf einem Singletrail. Glück im Unglück: Der Kopf blieb unverletzt. Für den Fahrradfahrer aus Leidenschaft eine absolute Selbstverständlichkeit, bei jeder Tour einen Fahrradhelm zu tragen. Und der IT-Leiter des deutschen Unternehmens, das den Markt für Fahrradreifen unter der Marke „Schwalbe“ revolutionierte, ist auch bei der Sicherheit der Firmen-IT-Infrastruktur zu keinem Kompromiss bereit.
EINEN GANG HOCHGESCHALTET
Mit dem historisch gewachsenen Serverraum fuhr das Unternehmen bislang eher auf unsicherem Terrain. Für Peter Marszelewski und sein Team eröffneten sich mit dem Bau der neuen Unternehmenszentrale am Standort Reichshof völlig neue Möglichkeiten, denn es war auch ein Raum für ein Rechenzentrum vorgesehen. Die Anforderungen waren schnell skizziert: Das neue Data Center sollte beim Thema Sicherheit keine Kompromisse eingehen. „An die IT-Infrastruktur hier am Standort Reichshof sind auch unsere internationalen Vertriebsstandorte angebunden, ein Ausfall hätte fatale Folgen“, fasst Peter Marszelewski die Herausforderung zusammen. „Bestellungen über das ERP-System könnten zum Beispiel nicht ausgelöst werden, der Zugriff auf den Webshop wäre nicht möglich. Und wer kann schon auf die Reifen an seinem Fahrrad verzichten“, schmunzelt er. Über das Rechenzentrum läuft auch die Anwendung für das Lagerverwaltungssystem, und das zentral für die Standorte in Deutschland, den Niederlanden sowie UK. Die Kunden, darunter namhafte Bike-Hersteller oder auch kleinere Fahrradhändler, bestellen direkt bei Ralf Bohle und wollen so schnell als möglich die bestellte Ware erhalten. Eine wichtige Schnittstelle in der Lieferkette sind die Gabelstapler, die per WLAN mit dem Lagerverwaltungssystem verbunden sind. Der Fahrer bekommt vom System eine Info direkt ins Fahrerhäuschen, zu welchem Regal er fahren muss, und entnimmt da die Ware.
Nach einem Referenzbesuch bei einem Unternehmen in der Nähe war für Marszelewski klar, dass die IT-Infrastruktur in einen Sicherheitsraum einziehen soll. Im neuen Gebäude wurde für das Rechenzentrum ein eigener Platz vorgesehen. Geplant wurde das Data Center auf Zuwachs, zumal der IT-Leiter die bisherige Anzahl von 45 Servern durch Virtualisierung auf 7 minimierte. So stehen von den 8 vorhandenen Racks 50 Prozent leer und stehen bereit, wenn das Unternehmen wie in den letzten Jahren enormes Wachstum verzeichnet. Weitere 8 Racks können jederzeit in den Sicherheitsraum einziehen.
DER FUNKE KANN NICHT ÜBERSPRINGEN
Ein weiterer Grund für den Rittal Sicherheitsraum war der Einbau einer Sauerstoffreduzierungsanlage, die eine hohe Dichtigkeit des Raumes verlangt. Die Anlage hält den Sauerstoffgehalt im Rechenzentrum zwischen 14 und 15 Prozent, sodass ein Feuer gar nicht entstehen kann. In der normalen Umgebung beträgt der Sauerstoffgehalt ca. 21 Prozent. Und ein jeder kennt wohl das Experiment der brennenden Kerze, die unter einem Glas erlischt, sobald der Sauerstoff verbraucht ist. „Mir war wichtig, dass das Rechenzentrum vor Feuer geschützt ist, denn sollte es einmal brennen und die Feuerwehr rückt an, würden die Server schnell unter Wasser stehen“, begründet Marszelewski die Entscheidung für die Sauerstoffreduzierungsanlage. „Der Zugang zum Rechenzentrum gleicht zwar aufgrund des geringen Sauerstoffgehaltes einer Extrembergbesteigung, aber wir müssen auch nur alle vier bis sechs Wochen mal ins Rechenzentrum. Und wenn es wieder so weit ist, sagen wir einem Kollegen Bescheid, der uns im Fall der Fälle da rausholt.“
WÄRMERÜCKGEWINNUNG FÜR WARMDUSCHER
Neben der hohen Sicherheit des Rechenzentrums stand auch die Energieeffizienz auf dem Wunschzettel. Eine Gangeinhausung bestehend aus Tür- und Deckenelementen sorgt dafür, dass warme und kalte Luft sich nicht vermischen. Das erhöht die Effizienz der Klimageräte. Hier kommt ein Liquid Cooling Package Inline DX zum Einsatz. Der Clou hier: Die Abwärme wird zur Beheizung der Gemeinschaftsdusche genutzt. Denn natürlich sind viele Mitarbeiter bei der Ralf Bohle GmbH „mit dem Radl da“. „Einige Kollegen fahren morgens schon einige Kilometer mit dem Rad zur Arbeit, da macht eine Dusche durchaus Sinn“, erklärt Marszelewski, der sich nach kurierter Rippenprellung auch wieder zurück in den Sattel geschwungen hat. Mit einem neuen Helm, denn bei der Sicherheit auf dem Rad und im Rechenzentrum geht er auf Nummer sicher.