Text Hans-Robert Koch ––– Fotografie
Das Interesse an grünem Stahl ist hoch. Sowohl bei Endverbrauchern als auch bei Unternehmen, die Stahl verarbeiten. Die Nachfrage etwa nach Autos oder Haushaltsgeräten, die klimafreundlich hergestellt werden, steigt. Für Unternehmen, die sich intensiv mit der Dekarbonisierung ihrer Lieferketten beschäftigen, wird die Frage nach zuverlässigen Lieferanten für „Green Steel“ immer drängender. Auf dem Markt verfügbar sind erste Mengen. So liefert Stahlo bereits seit 2021 CO2-reduzierten Stahl von Salzgitter Flachstahl an emissionsbewusste Kunden. Diese Stähle sind auf Basis der sogenannten „Peine Elektrostahl-Route“ (EAF) gemäß der Stahlo Klassifizierung D+ hergestellt, das heißt mit deutlich abgesenktem CO2-Footprint aus der Elektrostahlerzeugung. Dies entspricht einer Emissionseinsparung von über 60 Prozent gegenüber der herkömmlichen Hochofenroute (BF). Nun hat Stahlo mit Salzgitter Flachstahl eine Partnering-Vereinbarung geschlossen und sich die Verfügbarkeit von SALCOS® (Salzgitter Low CO2 Steelmaking) Material ab voraussichtlich Ende 2025 gesichert. Damit sichert sich eines der modernsten europäischen Stahl-Service-Center die Verfügbarkeit von Stählen der Emissionsklasse C+ bzw. B+ gemäß der Stahlo Klassifizierung (www.stahlo.de/de/klassifizierungslabel).
ZUVERLÄSSIGER LIEFERANT
„Sehr viele unserer Kunden verfolgen eine Dekarbonisierungsroadmap, die in den nächsten Jahren die Einsparungen in konsequenten Schritten beschreibt. Viele Kunden haben bereits in ihrem direkten Einflussbereich (Scope 1+2) wertvolle Fortschritte geplant und erzielt. Ein weiterer großer Hebel bei den Optimierungen der Fußabdrücke sind jedoch die vorgelagerten Emissionen. Hier sind die Vorlieferanten, z. B. für Stahl, verantwortlich. Unser Ziel ist es, unsere Kunden beim Erreichen ihrer CO2-Optimierungen in der Stahlbeschaffung für die nächsten Jahre und bei der Erfüllung der vorgelagerten Scope-3-Anforderungen zu unterstützen“, sagt Oliver Sonst, Geschäftsführer von Stahlo. „Wir freuen uns deshalb sehr, unsere langjährige, vertrauensvolle Partnerschaft mit Salzgitter Flachstahl weiter auszubauen und für unsere Kunden damit zukünftig ein zuverlässiger Lieferant für ‚Green Steel‘ zu sein.“
Ulrich Grethe, Vorsitzender der Geschäftsführung Salzgitter Flachstahl GmbH ergänzt: „Der Salzgitter-Konzern arbeitet eng mit Kunden und Partnern bei der Erreichung der Klimaziele zusammen – getreu unserer strategischen Mission Partnering for Transformation. Die Zusammenarbeit mit Stahlo ist ein weiterer Beleg dafür, dass die Kunden uns auf dem Weg hin zur grünen Stahlerzeugung folgen. Die Vielzahl unserer Partnering-Vereinbarungen zeigt, dass sich die Märkte für grünen Stahl in unterschiedlichen Kundenbranchen weiter etablieren.“
ZIEL „CLOSED LOOP“
Mit einem idealen eigenen CO2-Fußabdruck von weniger als 3,6 kg CO2e pro Tonne verarbeiteten Stahl unterstützt das Stahl-Service-Center seine Kunden dabei, den Produkt Carbon Footprint (PCF) der bezogenen Stahlprodukte zu optimieren. Stahlo versorgt sowohl die Unternehmen der Friedhelm Loh Group wie Rittal als auch Kunden der verarbeitenden Industrie und der Automobilindustrie mit einem anspruchsvollen Flachstahlsortiment.
Des Weiteren planen Stahlo und Salzgitter Flachstahl die Wertstoffkette zu schließen. Stahlo könnte sortierte, reine Schrotte direkt zurück an Salzgitter Flachstahl liefern und den sogenannten „Closed Loop“ realisieren. Um darüber hinaus das Vertrauen in das neue Ökosystem „grüner“ Lieferketten zu stärken, treibt Stahlo als Vorreiter der Branche die Transparenz von Lieferketten und eine sichere Zertifikatsverwaltung weiter voran. „Als werksunabhängiges Stahl-Service-Center sind wir in einer idealen Position, den Bedarf an zuverlässiger Information zu bedienen“, sagt Oliver Sonst. Mit der Applikation „Steel Gate“, die auf der Euroblech 2022 vorgestellt wurde, bietet der Stahlexperte eine Lösung, wie sich ein CO2-Tracking entlang der Stahllieferkette digital, transparent und vor allem sicher realisieren lässt. Zum Einsatz kommt dabei eine Blockchain-Technologie.