Das Magazin der Friedhelm Loh Group

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Zahnen Technik
Praxis – Rittal

Smarte Fertigung, sauberes Wasser

Montieren, konfektionieren, verdrahten: Der Wasserexperte Zahnen Technik hat mit Unterstützung von Rittal und Eplan seine Schaltschrankfertigung grundlegend optimiert und beschleunigt. Die „Smart Production“ bringt Zeitersparnis, steigert die Qualität und wirkt dem Fachkräftemangel entgegen.

Text Gerald Scheffels ––– Fotografie

SMART MOUNTING:

Wie die Fertigung schneller und effizienter wird.

Jeder Mensch hat das Recht auf sauberes Wasser!“ Dafür steht Benedikt Ney, CTO von Zahnen Technik persönlich. In der Umsetzung bedeutet das: Wasser- und Abwasseranlagen müssen in aller Welt vorhanden sein. Deren Aufbau, Optimierung und Modernisierung sind das Geschäft des Unternehmens aus Arzfeld in der Eifel. Bevor die Schaltanlagen von Zahnen zu den Kunden transportiert und vor Ort in Betrieb genommen werden, erfolgen ausführliche Tests. Dafür werden die Anlagen direkt am Unternehmensstandort vollständig aufgebaut, angeschlossen und geprüft. Ein komplexes Unterfangen: Zwischen 50 und 190 Schaltschrankfelder plus Kleingehäuse kann so ein Projekt umfassen.

In Eplan Pro Panel entsteht der digitale Zwilling der Schaltschränke, welcher als Basis für die Fertigung mit Smart Mounting dient.

DIE MONTAGE: SMART

Ganz vorne bei den Herausforderungen: der Fachkräftemangel. Hier schafft das neue Software-Tool Eplan Smart Mounting die Voraussetzung, dass auch weniger erfahrenes Personal Schaltschränke komplettieren kann. Schritt für Schritt werden die Beschäftigten durch die Bestückung eines Schranks mit Schienen, Kanälen und Bauteilen geführt. Ein Bildschirm am Arbeitsplatz visualisiert in 3D die exakte Position des jeweiligen Bauteils, der Werker platziert es entsprechend im Schrank und quittiert den Vorgang. Das verkürzt auch insgesamt die Durchlaufzeit: „Wir rechnen damit, dass wir nach der flächendeckenden Einführung von Smart Mounting die Montagezeit um 30 % verkürzen werden“, so Benedikt Ney.

Bereits seit 2023 wird in Arzfeld mit Eplan Smart Wiring – dem Tool für die Schaltschrankverdrahtung – gearbeitet. Zuletzt wurde mit einem Rittal Wire Terminal auch in die automatisierte Kabelkonfektionierung investiert. Um hier die Vorteile der Automatisierung zu nutzen, musste einiges an Vorarbeit geleistet werden, berichtet Benedikt Ney: „Wir arbeiten jetzt mit allpoligen und definierten Verbindungen und haben die Stromlaufpläne und die 3D-Makros entsprechend angepasst, um mit Eplan Pro Panel routen zu können.“ Erst im Anschluss werden die Daten an Eplan Smart Wiring und den Drahtkonfektionier-Vollautomaten gegeben.

  • Einfach korrekte Ergebnisse

    Einfach korrekte Ergebnisse

    Der digitale Zwilling in Eplan Pro Panel liefert die entsprechenden Informationen aus dem Engineering – beispielsweise Abmessungen, Positionierungen, Bohrlöcher oder Befestigungsart der Bauteile. Auch Kommentare zu Komponenten lassen sich vom Werker direkt in Eplan Smart Mounting hinterlegen und an das Engineering zurückspielen.

     

Ein Blick auf Eplan Smart Mounting genügt, und der Werker hat alle Informationen zur Bestückung von Komponenten im Schrank.

BIS ZU 75 PROZENT SCHNELLER

Welche Vorteile ergeben sich durch die „smarte“ Schaltschrankfertigung im Alltag? Udo Lindemans, Leiter der EWerkstatt von Zahnen, fällt gleich der Faktor Zeit ein: „Bei der Schaltschrankverdrahtung sparen wir schon jetzt rund 50 %. Wenn sich alles eingespielt hat und die Projekte entsprechend geplant sind, rechnen wir mit bis zu 75 % Zeitersparnis.“ Natürlich, so Lindemans, beschleunige das auch die Konfektionierung: „Das Rittal Wire Terminal produziert in einer Stunde einen kompletten Kabelsatz für einen Schaltschrank. Das bietet Potenzial für Wachstum.“

75 %

Zeitersparnis sind für Zahnen bei der Schaltschrank-
verdrahtung möglich.

Dann kommt Lindemans ebenfalls kurz auf den Fachkräftemangel zu sprechen: „Zeitgleich mit der Inbetriebnahme des Rittal Wire Terminals hat ein Fachfremder bei uns angefangen, der jetzt perfekt Schaltschränke per Smart Wiring verdrahtet.“ Ähnliches gilt für die Montage, konkret für das Bestücken der Hutschienen. Auch hier leiste ein angelernter Kollege sehr gute Arbeit, sagt Udo Lindemans: „Für den mechanischen Aufbau benötigt man kein Fachwissen – das funktioniert!“

NEBENEFFEKT: IMAGE-GEWINN

Zeit und Qualifikation sind das eine – Qualität und Außenwirkung aber mindestens ebenso wichtig. Auch hier punkten die Lösungen von Rittal und Eplan, wie Benedikt Ney schildert: „Alle Adern sind gekennzeichnet und mit Aderendhülsen versehen. Das erhöht die Lebensdauer und erleichtert bei Bedarf die Fehlersuche. Die Verdrahtung sieht sehr gut aus, und wir zeigen, dass wir innovativ arbeiten.“ Das, so der CTO, zahle bei den Kunden aufs Image ein und sei auch ein Pluspunkt bei der Gewinnung von Personal: „Neue Mitarbeiter erwarten einen digitalen Arbeitsplatz mit durchgängigen Prozessen, der sie bei der Ausführung ihrer Aufgaben unterstützt. Genau das können wir bieten.“

 

PAPIERLOS IN DIE ZUKUNFT

Auffallend in der Montage von Zahnen Technik ist das, was fehlt: ausgedruckte Schaltpläne. Statt Papier gibt es an jedem Arbeitsplatz einen PC mit Touchscreen. Benedikt Ney: „Schon vor der Einführung von Smart Wiring war unsere Fertigung papierlos, für die Verdrahtung haben wir eView genutzt. Jetzt verwenden wir es für die Prüfung und Inbetriebnahme sowie für die Abstimmung bei Änderungen und Anpassungen.“

Die papierlose Fertigung mit Smart Wiring und eView hat nicht zuletzt den Vorteil, dass mehrere am gleichen Projekt arbeiten können. Die Synchronisation zwischen Engineering und Fertigung läuft so strukturiert über das Red- und Greenlining ab. Udo Lindemans: „Wir können schnell Änderungen einspielen oder offene Punkte festhalten. Das nutzen wir häufig bei den gerouteten und mit Smart Wiring verdrahteten Projekten. Auch bei der Inbetriebnahme von Anlagen auf der Baustelle arbeiten Zahnen Technik mit der elektronischen Dokumentation, die über das in der Eplan Cloud gehostete eView überall verfügbar ist. Und: Über die gesamte Prozesskette hinweg ermöglicht der digitale Zwilling des Schaltschranks, der auch die Montage und Verdrahtung einbezieht, größere Transparenz und verbessertes Monitoring.

MIT STANDARDS – UND RITTAL

Was die Schaltschränke selbst betrifft, setzt Zahnen ebenfalls auf Standardisierung – und auf Rittal. Benedikt Ney: „Wir nutzen die VX25-Serie inklusive Ausbauprogramm und Klimatisierung, die wir mit RiTherm berechnen. Wir arbeiten viel mit standardisierten und vorkonfektionierten Bauelementen. So werden wir schneller in der Fertigung, sparen Zeit und gewinnen zugleich an Qualität. Das ist der richtige Weg, den wir konsequent weitergehen werden.“

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