Das Magazin der Friedhelm Loh Group

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Rittal IT Solutions am Flughafen Frankfurt
Praxis

Störfall übersehen? Unmöglich!

An Spitzentagen sind es über 100.000 Gepäckstücke: Der Flughafen Frankfurt befördert Koffer und Co. seiner internationalen Fluggäste hoch automatisiert über komplexe Gepäckförderanlagen. Akribisch überwacht und gesteuert wird alles im neuen Baggage Control Center. Wir werfen einen Blick ins Herz der Leitwarte: das Rechenzentrum.

Text Hans Robert Koch ––– Fotografie

24/7 IM EINSATZ 

Wie moderne Rechenzentren für flüssige Abläufe sorgen

Kommen Fluggäste am Check-in in Frankfurt an, geht ihr Gepäck erst mal auf große Fahrt. Ratzfatz finden sich Koffer und Rucksäcke in speziellen Behältersystemen wieder und fahren mit Geschwindigkeiten von bis zu achtzehn km/h auf Förderbändern von einem Teil des Flughafens zu einem anderen, je nach Ziel. Die bestehende Infrastruktur schafft die Voraussetzungen, eine Umsteigezeit von 45 Minuten für Passagiere und ihr Gepäck zu ermöglichen. Der Flughafen Frankfurt gilt hier weltweit als Referenzmodell. Die Transportbahnen in Terminal 1 und 2 und bald auch im neuen Terminal 3 sorgen für einen reibungslosen Transfer der Gepäckstücke. „Die Verfügbarkeit der Gepäckförderanlagen liegt bei 99,65 Prozent – dank hochmoderner IT-Technik“, erklärt Hubert Grünewald, der bei den Bodenverkehrsdiensten des Flughafenbetreibers Fraport für die Gepäckförderanlage verantwortlich ist.

 

Wenn es plötzlich hakt

„Störfälle haben wir immer wieder mal, meist bedingt durch das Gepäck selbst“, sagt Grünewald. Der Grund: Viele Passagiere reisen mit Rucksäcken, die oft außen liegende Schlaufen und Laschen haben. Durch die Fliehkraft auf den Transportbändern können diese an den Anlagen hängen bleiben und Staus verursachen. „Solche Standardstörungen haben wir in elf bis zwölf Minuten behoben“, sagt Grünewald. Doch auch bei den rund 24.000 elektrischen Antrieben an den Bändern können Ausfälle vorkommen: „Bei Störungen dauert der Austausch dieser Antriebe schon mal eine Stunde“, so der Experte. Dann werden die Anlagen sofort rückwärtig abgeschaltet und die Transportbänder wie Weichen umgestellt, um die Problemzone zu umfahren. Und weiter geht’s!

Wissen, was läuft

Auf der 81 Kilometer langen Gepäckförderanlage kann also so manches passieren. Doch unentdeckt bleibt nichts. Dafür sorgt das neue Baggage Control Center: „Wir sehen hier alles – den Zustand der gesamten Gepäckförderanlage am Flughafen Frankfurt“, sagt Grünewald. „Wir können jeden Störfall genau lokalisieren und sofort eingreifen. Und wir wissen immer, wo sich welcher Koffer befindet.“ Beim Betreten der neuen Leitwarte steht man gleich vor zahlreichen Screens, die dem Personal auf einen Blick maximale Transparenz über alle Prozesse verschaffen. Das Herz des Baggage Control Centers befindet sich nebenan: Eine Tür weiter steht das neu gebaute Rechenzentrum. Hier laufen alle Zustandsdaten der Gepäckförderanlage fast in Echtzeit zusammen.

Clever gelöst!

Der Erweiterungsrahmen von Rittal ermöglicht es, Racks nachträglich im laufenden Betrieb um 200 mm zu erweitern. „Das hat uns den zeitaufwendigen, teuren Rückbau der Schränke erspart“, sagt Ralf Jinschek.

Wartungsarme Technik

Ein weiteres separates Rechenzentrum gewährleistet auch im Notfall die geforderte Redundanz: „Wir brauchen Anlagen im Leitstellenbetrieb, die hochverfügbar sind – und zwar 24/7 –, die keine Nutzungsprobleme haben und nicht ausfallen“, erklärt Ralf Jinschek, Senior Projektmanager IT am Flughafen Frankfurt, „Dazu benötigen wir stabile, hochverfügbare und wartungsarme Komponenten, auch in der Infrastrukturtechnik. Daher stand für unsere Experten bei der Frage, welche Kühlungstechnologie favorisiert wird, nicht nur die Effizienz im Fokus. Es ging auch darum, welche Technologie wartungsärmer ist.“

Zuverlässig kühlen

Für das Wohlfühlklima der Leitrechner – und damit für hohe IT-Verfügbarkeit – sorgen Liquid Cooling Packages (LCP) von Rittal mit einer Kühlleistung von 7 KW pro LCP. Die flüssigkeitsbasierten Kühlsysteme sind zwischen den VX IT Racks installiert. Dabei saugen die Server die seitlich eingeblasene Kaltluft aus den LCPs an und geben sie hinten erwärmt in den Kreislauf zurück. Mittels Luft/Wasser-Wärmetauscher in den LCPs erfolgt dann die Rückkühlung der Luft.

Die LCPs ermöglichen eine zuverlässige Klimatisierung und sind als Rack-basierte Wasserkühlung energie- und platzsparender als eine Raumluftklimatisierung. Ein weiterer Vorteil der Kühlung mit Wasser: weniger Geräuschentwicklung. Gekühlte Luft muss nicht per Raumklimatisierung aufwendig in den Doppelboden und über gelochte Bodenplatten vor die Racks geblasen werden, sondern befindet sich in einem geschlossenen System in den Racks.

Von der plötzlichen Ruhe im Rechenzentrum profitieren nicht nur die Mitarbeiter der Leitwarte nebenan, freut sich Hubert Grünewald: „Unsere Servicetechniker müssen sich bei der Arbeit im Serverraum nun keine Winterkleidung mehr anziehen.“ Eine Win-win-Situation für alle!

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