Das Magazin der Friedhelm Loh Group

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VX25 im Praxistest
Praxis – Anlagenbau

Tempomacher im Tunnelbetrieb

VX25. Wer auf der Fahrt nach Italien durch den Gotthard reist, macht sich selten Gedanken über die Technik, die in diesem Bauwerk steckt. Eine Komponente: Schaltschränke. Der Gotthard-­Straßentunnel ist eines von vielen spannenden Projekten, bei denen das Schaltschranksystem VX25 von Rittal bereits zum Einsatz kommt. Einfache und schnelle Montage des VX25 machte einen Aufbau und naht­losen Austausch veralteter Schalt­schränke durch die Schweizer Firma MB Systembau AG im Nu möglich – selbst bei laufendem Tunnelbetrieb.

Text Sonja Koesling ––– Fotografie

Als der mintgrüne Lkw der Gisler Transport AG kurz vor Mitternacht bei Göschenen in den Gotthardtunnel einfährt, herrscht wenig Verkehr auf der A2. Eine kleine Armee orangefarbener Baustellenfahrzeuge hält dem Schwergewicht den Rücken frei. Kurz hinter Kilometer 8 kommt der Pulk zum Stehen. Der Lkw setzt zurück und parkt in der Einfahrt zur Lüftungszentrale Guspisbach ein. Während die Fahrer die erste Europalette mit gut verpackten und durchnummerierten VX25 Schaltschränken abladen, fließt der Verkehr im Tunnel bereits weiter. Für die Mitarbeiter der MB ­Systembau und ihrem ARGE-Partner, der InfraTech, beginnt nun die Operation am offenen Herzen.

Schlagader

Im Normalbetrieb durchfahren jährlich circa 6,5 Millionen Fahrzeuge den Gotthard-Straßen­tunnel, davon eine Million Lkw. Seit der Eröffnung 1980 (2,8 Millionen Fahrzeuge) hat sich der Verkehr somit fast verdreifacht.

1980 eingeweiht, feiert der viertlängste Straßentunnel der Welt in diesem Jahr sein 40. Dienstjubiläum. Rund 6,5 Millionen Fahrzeuge queren jährlich die knapp 17 Kilometer lange Strecke. „Während Verkehrstechnikanlagen und Tunnelfunk regelmäßig modernisiert wurden, ist die Energieversorgung im Gotthardtunnel noch original und muss angesichts ihres Alters und aus Sicherheitsgründen ausgetauscht werden“, sagt Roland Suter, Mitinhaber und Projektleiter der MB Systembau. Das Schweizer Unternehmen stellt individuelle Schaltanlagen und Steuerungen her und hat die Modernisierung der Energieversorgung im Gotthard-Straßentunnel geplant und umgesetzt. Eine besondere Vorgabe des Anlagenbetreibers: Die Ablösung sollte ohne Sperrung, bei laufendem Betrieb vonstattengehen. Für MB Systembau galt es, den Austausch in den Werkhöfen Göschenen und Airolo sowie in den 15 Technikzentralen des Gotthard-Straßentunnels zu meistern. Davon befinden sich fünf im Tunnel, zwei im Vortunnel und bei den Portalen sowie vier auf dem Gotthardpass, die über den Winter nicht oder nur teilweise zugänglich sind.

„Bevor wir den ersten Kabelsatz bestellt und an der ersten Schraube gedreht haben, haben wir ein Drehbuch für die Ablösung der in die Jahre gekommenen Technik geschrieben“, berichtet Suter. Anhand des Pflichtenhefts erfassten die Ingenieure die Ausnahmen des Istzustandes, die während der Ablösung zustande kommen, und dokumentierten mögliche Risiken. „Darauf aufbauend haben wir die einzelnen Arbeitsschritte aufgezeichnet, die in den jeweiligen Zentralen ausgeführt werden müssen, um die Umschaltungen der Normal- sowie Notstromversorgung vornehmen zu können“, fährt Suter fort. Mit der Freigabe des Drehbuchs starteten Materialbestellung und Produktion. Dabei arbeitete MB Systembau zum ersten Mal mit dem neuen Großschranksystem VX25 von Rittal. Parallel dazu wurden die ersten Installations­arbeiten und Provisorien durch InfraTech ausgeführt.

 

UMZUG IN DEN TUNNEL

248 Schaltschränke mit einer Gesamtlänge von 200 Metern verbaute MB Systembau im Zuge des Projekts, und weit über 100 Kilometer Kabel wurden durch InfraTech verlegt. Um eine reibungslose Ablösung just in time realisieren zu können, bauten die Techniker die Schaltschränke im eigenen Werk auf und verdrahteten sie. „Bei einem Werktest haben wir die Verdrahtungen geprüft und die Kommunikationsverbindungen untereinander getestet“, so Suter. Auch jede mögliche Betriebs- und Störmeldung, die die Kommandozentrale erreichen kann, wurde kontrolliert. Nach erfolgreicher Abnahme der Musteranlage durften die Schaltschränke dann Zentrale für Zentrale in den Tunnel umziehen. „Im alten Aufbau gab es Anlagen, die nicht mehr benötigt wurden“, sagt Suter. „Diese haben wir als Erstes demontiert.“ So schuf das Team Platz für die neuen VX25 Schränke. „Der VX25 bietet einige Vorteile gegenüber seinem Vorgänger“, sagt Suter. „Das Sortiment ist flexibler, es gibt weniger Teile für mehrere Funktionen. Während beim TS 8 alles geschraubt werden musste, lassen sich beim VX25 nun Türen und Seitenwände ganz einfach einhängen. Dadurch konnten wir die Türen vor Ort mit minimalem Aufwand abnehmen und uns optimal Zugang und Platz schaffen, um die Kabel einzusortieren und aufzuschalten.“

Schritt für Schritt legte das Team so die Energieversorgung auf die Neuverteilungen um. Für Autofahrer machte sich die Umschaltung lediglich beim Umhängen des Normalnetzes bemerkbar, da die Beleuchtung kurzfristig nur über den Notstrom abgedeckt war. Im Gotthard-Straßentunnel versorgt das Notnetz jede zehnte Leuchte des durchgehenden Lichtbandes mit Strom, sodass es auf einer Strecke von drei Kilometern für Autofahrer zwischenzeitlich etwas dunkler war als gewohnt.


Vorteil VX25

Einfach mehr

Mehr Komplexitäts­reduzierung

durch vereinfachte und durchgängigere Anreihtechnik für alle Anwendungsfälle

Mehr Zeitgewinn

plus mehr Einbaumöglichkeiten und Montagekomfort durch verbesserte Einbausätze

Mehr Montage­freundlichkeit

plus effizienteres Engineering durch ein verbessertes symmetrisches Rahmenprofil

Mehr Flexibilität

durch die ausgeklügelte Scharnier- und verbesserte Verschlusstechnik

Mehr Raumausnutzung

durch extrem hohe Kompatibilität von Schrank und Sockel



VX SE

Damit es noch einfacher geht

Anreihschränke sind auch bei Einzelaufstellung meist die Lösung erster Wahl – aber nicht immer die beste. Auch bei der Frage nach dem nächst größeren Kompaktschrank fällt die Entscheidung oft auf Anreihschränke. Bislang noch vielfach unbekannt sind die Vorteile des VX SE Einzelschranks: schnellere Bestellung und Montage, einfacherer Aufbau, höhere Sicherheit – sowie ganz neu die Kompatibilität zum VX25.

Schnell. Geringerer Bestell- und Montageaufwand durch angeformte Seitenwände und Dach. Hohes Einsparpotenzial, da Schrankbreiten bis 1.800 mm kleine Anreihkombinationen von bis zu drei Schränken ersetzen.

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