Text Dr. Jörg Lantzsch und Hans-Robert Koch ––– Fotografie
Hartmuth Bauer hatte den richtigen Riecher. Schon 2004 ahnte er, wie wichtig eine automatisierte Wertschöpfungskette sein würde. Deshalb traf er eine folgenreiche Entscheidung: Auf der Hannover Messe bestellte er für seine drei Mitarbeiter in der Werkstatt ein CNC Bearbeitungszentrum für Schaltschrankteile. „Wenn wir als ernst zu nehmender Anbieter am Markt auftreten wollen, benötigen wir ein solches Bearbeitungszentrum“, war der Geschäftsführer überzeugt. „Wir bleiben am Markt nur bestehen, wenn wir die Arbeitsprozesse effizient automatisieren und steuern.“ Industrie 4.0 war damals noch kein Thema, sondern Zukunftsmusik. Heutzutage steht fast jedes Unternehmen vor der Herausforderung, seine Arbeitsprozesse zu digitalisieren.
Bauer gründete sein Unternehmen 1999 und entwickelte ursprünglich Handlingsysteme und Steuerungen für die Holzindustrie. „Im Laufe der Zeit kamen aber immer mehr Kunden hinzu, für die wir Schaltschränke mit Steuerungstechnik geliefert haben“, erinnert sich Bauer. „Die Umfirmierung und Neuausrichtung waren die logische Konsequenz. Das wollten wir von Anfang an richtig machen“, sagt er. Heute beschäftigt die Bauer Systeme GmbH rund 30 Mitarbeiter.
Vom Praktiker für den Praktiker – unter diesem Motto bietet der Mittelständler aus Bretten bei Karlsruhe ein umfassendes Leistungsspektrum an. „Wir wickeln Projekte von der Elektro- und 3D-Aufbauplanung über die Fertigung in unserer Werkstatt bis hin zur Inbetriebnahme ab“, sagt René Alldinger, der seit 2005 Mitglied der Geschäftsleitung ist. „Die Positionierung als Komplettanbieter ist ein großer Wettbewerbsvorteil.“ Das haben sich Bauer und Alldinger mit der konsequenten Digitalisierung ihrer Wertschöpfungskette erarbeitet. So ist das Unternehmen in der Lage, komplexe Projekte optimal umzusetzen. Optimal heißt: auch große Aufträge pünktlich, effizient und ressourcenschonend innerhalb kürzester Zeit zu erledigen. Bauer Systeme setzt in Zeiten des akuten Fachkräftemangels auf Automatisierung, um wettbewerbsfähig zu bleiben. „Den Grundstein der Automatisierung legen wir im Engineering“, erklärt Oliver Martin, der bei Bauer Systeme die Elektrokonstruktion leitet. Alle weiteren Prozesse basieren auf den dabei erzeugten Daten.
Und das nicht nur in der Werkstatt – auch die anderen Abteilungen von Einkauf bis Arbeitsvorbereitung greifen auf die gleichen Daten zu. „Die Eplan Datenbank ist der Schlüssel in unserem Engineering-Prozess. Dementsprechend sorgfältig pflegen wir sie“, betont Martin. Da der gesamte Produktionsprozess die gleiche Datenbank nutzt, hängt die Qualität des Endprodukts stark von der Datenqualität ab. Martin ist auch für die Datenbankpflege bei Bauer Systeme zuständig und stellt sicher, dass die Datenqualität einwandfrei ist. „Wir haben ein bestimmtes Muster, nach dem die Daten abgelegt werden“, erklärt er. „Die Daten müssen komplett sein. Wenn sie unvollständig sind, müssen wir sie nachbearbeiten“, führt er aus. Falsche oder unvollständige Daten führen –´so der Experte – sehr schnell zu Folgefehlern. „Qualitativ sehr hochwertig sind die Daten, die Rittal im Eplan Data Portal zur Verfügung stellt. Das macht die Konstruktion insbesondere in der dreidimensionalen Anwendung deutlich leichter“, zeigt sich auch Hartmuth Bauer begeistert. „Beim neuen Schaltschrank VX25 sind sogar die Montagepunkte für Anreihverbinder so angelegt, dass die Komponenten beim Platzieren automatisch an der richtigen Stelle einrasten.“
WURZELN IM MASCHINENBAU
Zur Elektroplanung nutzen die Badener Eplan Electric P8, die 3D-Aufbauplanung erfolgt in Eplan Pro Panel. „Damit erzeugen wir einen virtuellen Prototyp“, erläutert Martin. Sowohl die Elektropläne als auch die virtuellen Prototypen sind sehr detailliert und dementsprechend umfangreich. „Sie sind die Basis für alle nachfolgenden Arbeitsschritte. Grundsätzlich gilt: je detaillierter die Planung, desto effizienter die Produktion“, erklärt Martin. Die Digitalisierung der Arbeitsprozesse hat dazu geführt, dass ein Teil der Arbeit von der Werkstatt in das Planungsbüro verlagert wird. „So realisieren wir Projekte auch mit geringerem Personalaufwand.“ Bauer Systeme profitiert von seinen Wurzeln im Maschinenbau: Sie sind Experten sowohl in der mechanischen Konstruktion als auch im Steuerungs- und Schaltanlagenbau. Deshalb können sie integrierte Lösungen anbieten, bei denen sie auf durchgängige Datenhaltung setzen: 3DModelle aus der mechanischen Konstruktion werden direkt in Eplan importiert und dort nahtlos weiterverwendet.
Neben der Elektroplanung und der Fertigung sollen in Zukunft auch die mechanische Konstruktion und die Anbindung an das ERP-System automatisiert werden. In den Werkstätten zeigt sich, wie weit sich das Unternehmen schon digitalisiert hat: sowohl die Maschinenbau- als auch die Elektrowerkstatt kommen ohne gedruckte Pläne aus. Für Bauer Systeme ist das Projekt Digitalisierung aber längst noch nicht abgeschlossen . „Wir sind für Neuerungen immer offen – aber nur, wenn sie uns einen echten Mehrwert bieten“, betonen die Geschäftsführer einstimmig.