Das Magazin der Friedhelm Loh Group

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Interview mit Oliver Sonst, Geschäftsführer von Stahlo
Innovation – Stahlo

„Der Informationsbedarf ist groß!“

Der gerade entstehende Markt für fossilfrei erzeugten Stahl bringt eine tief greifende Veränderung in den Lieferketten mit sich. Welche Herausforderungen das für den Stahlmarkt und seine Abnehmer mit sich bringt, wollen wir von Oliver Sonst, Geschäftsführer von Stahlo, wissen.

Text Markus Huneke ––– Fotografie

Herr Sonst, es besteht kein Zweifel: Grüner Stahl wird kommen. Doch was bedeutet das eigentlich für den Markt – konkret zum Beispiel für Ihre Kunden?

Vom Werkstoff her: nichts! Grüne Stahl­güten unterscheiden sich technologisch nicht von konventionellem Stahl. Wer fossilfreien Stahl verarbeitet, muss seine Produktions­verfahren nicht ändern und nicht in neue Anlagen investieren. Die Heraus­forderung ist jedoch eine andere: Wie kann ich als stahl­ver­arbeitendes Unter­nehmen eigentlich sicher sein, dass der grüne Stahl, den ich erwerbe, tatsächlich fossil­frei ist? Der Nachweis eines grünen Footprints wird in Zukunft eine entscheidende Bedeutung in den Liefer­ketten bekommen, sei es als notwendiger Beleg, mögliche regulatorische Vorgaben zu erfüllen, sei es in der Kommunikation Kunden gegenüber, für die die Verwendung grünen Stahls immer größere Bedeutung bekommt.

Die ersten realen Mengen fossilfreien Stahls soll es ab etwa 2025 geben. Wann wird dieses Thema für Ihre Kunden in der Praxis relevant?

Schon heute! Bereits seit einiger Zeit kommen unsere Kunden mit einem großen Informations­bedarf zu grünem Stahl auf uns zu. Es geht um Fragen, was der Begriff „grün“ für konkrete Stahl­er­zeugnisse eigentlich bedeutet, welche Emissionen tatsächlich darin stecken und ob es Unter­schiede je nach Erzeugnis und Her­steller gibt. Daran merken wir, dass es eine große Unsicher­heit im Markt gibt, was die Abläufe und Prozesse rund um fossil­freien Stahl angeht. Ich bin deshalb über­zeugt, dass sich ein neues, eigenes „Ökosystem“ für diese Stähle bildet. Als werks­unabhängiges Stahl-Service-Center sind wir in einer hervor­ragenden Ausgangs­position, Impulse für ein solches neutrales Informations­netzwerk zu geben.

Auf der Euroblech hat Stahlo eine Blockchain-Anwendung für CO2-Tracking vorgestellt. Ist es nicht sehr aufwendig, wenn sich die gesamte Stahl-Lieferkette auf eine solche Technologie umstellt?

Überhaupt nicht! Eine Blockchain-Anwendung benötigt weder große Investitionen noch eine großflächige Umstellung bereits bestehender Abläufe. Im Kern wird ein Blockchain-Daten­satz weitergegeben. Jedem Stahl­erzeugnis wird ein konkreter Daten­satz zugeordnet, der von Produktions­schritt zu Produktions­schritt mit Informationen zu den jeweils angefallenen Emissionen angereichert wird. Die Verwaltung der Blockchain-Datensätze ist mit gängiger IT-Technologie möglich. Qualitäts- und Produktions­informationen werden ja auch heute schon weiter­gegeben – allerdings weit­gehend analog und anfällig für mögliche Manipulationen.

Sie sprechen sich für die Schaffung eines Ökosystems für Stahl aus. Warum?

Datenbanken können eine Alternative sein, doch die Idee eines Ökosystems ist sehr reizvoll. Denn die Daten gehören einer Community, also den Teilnehmern des Netzwerkes. Damit lässt sich eine einseitige Nutzung der Daten verhindern. Da das Vertrauen in eine Community höher ist als in eine Datenbank, die etwa von einer geschlossenen Gruppe betrieben wird, könnte sich die so wichtige Zahlungsbereitschaft für grüne Produkte etablieren. Das wäre sehr wichtig für die erforderlichen Investitionen.

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