Herr Guth, warum wird in immer mehr Rechenzentren auf Flüssigkühlung gesetzt?
Philipp Guth: Mehr leistungsstarke KI-Applikationen führen zu immer höheren Leistungsdichten in den Rechenzentren. Ab 30 kW pro Rack kommt Lüftkühlung an ihre Grenzen. Wir sprechen aber mit unseren Kunden bereits über Rackleistungen von über 150 kW. Ein Beispiel sind die Nvidia-GPUs: Während die letzte Chip-Generation von Nvidia noch überwiegend mit Luft gekühlt wurde, wird sich der Anteil der Flüssigkühlung mit Auslieferung der Blackwell-Generation massiv erhöhen.
Welche Möglichkeiten gibt es bei der Flüssigkühlung von Rechenzentren?
Philipp Guth: Die wichtigsten Alternativen sind heute die direkte Flüssigkühlung (DLC) der Prozessoren, wie sie Rittal mit der neuen CDU anbietet, und die Immersionskühlung. Für DLC wird meistens ein Wasser-Polyglykol-Gemisch verwendet, das sich in der Industrie und im Automobilbau bewährt hat. Es fließt von der Verteileinheit ins Rack und durch die Kühlkörper direkt auf den hitzeerzeugenden Komponenten. Von dort nimmt es die Wärme zum Wärmetauscher mit, wo sie abgegeben wird. Immersionskühlung erlaubt einfachere Systemdesigns – aber es gibt noch Nachteile und Entwicklungsbedarf hinsichtlich der Stoffe, in die bei dieser Technologie die gesamte Installation getaucht wird. Wir konzentrieren uns daher aktuell auf DLC mit Wasser: Die Technologie lässt sich nachrüsten und ist näher an dem, was Betreiber gewohnt sind.
Die Flüssigkühlung wird oft noch als ungewohnt, teuer und potenziell gefährlich wahrgenommen. Wie lassen sich solche Vorbehalte auflösen?
Philipp Guth: Die grundsätzlichen Vorbehalte sind schnell dem Bewusstsein für die faktische Notwendigkeit gewichen. In Gesprächen mit Planern und Kunden geht es kaum noch um das „Ob“, sondern viel mehr um das „Wie“ – nicht nur bei der eigentlichen Kühllösung, für die sich noch keine Bauform als Standard durchgesetzt hat. Hier entstehen die meisten Fragen, auf die es oft ganz individuelle Antworten zu finden gilt: Wie wirkt sich etwa die hohe Leistungsdichte auf die Stromverteilungstechnik aus? Oder wie muss die Verrohrung im Gebäude ausgelegt sein? Hier bringen wir unsere langjährige Erfahrung mit Rechenzentren als Gesamtsystem ein. Wir kennen und vermitteln bei Bedarf zum Beispiel auch die passenden Facility-Gewerke, um unsere Kunden und Partner bestmöglich zu unterstützen.