Das Magazin der Friedhelm Loh Group

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RiPanel Processing Center
Innovation – Rittal

Maschinenjobs per Klick

Im Anlagenbau ist das Zusammenspiel von Engineering und Fertigung alles andere als trivial. Fertigungsrelevante Daten müssen projektbezogen in die jeweiligen Prozesse an Maschinen übergeben werden – oft mit erheblichem Aufwand und manchen „Schnittstellen- Hürden“. Abhilfe schafft jetzt das RiPanel Processing Center von Rittal, ein neues Jobmanagement-Tool für die einfache und zentrale Arbeitsvorbereitung. Das zeigen erste Praxistests bei Müller Schaltanlagen.

Text Dr. Jörg Lantzsch ––– Fotografie

Unterschiedliche Systeme für Elektroplanung und Aufbauplanung, ausgedruckte Listen und eine Datenübertragung an die Maschine per USB-Stick – Datendurchgängigkeit war das nicht, was bis 2020 bei Müller Schaltanlagenbau die Regel war. „Unsere alte Lösung war über viele Jahre gewachsen und hatte zahlreiche Nachteile“, stellt Lukas Ortmann fest, der bei dem Schaltanlagenbauer für CADPlanung, Projektierung und Arbeitsvorbereitung verantwortlich ist.

Viele Unternehmen der Branche haben ähnliche „in die Jahre gekommene“ Lösungen. Der Engpass ist die Arbeitsvorbereitung. Diese gestaltet sich im Steuerungs- und Schaltanlagenbau oft sehr aufwendig: Ohne eine entsprechende Plattform müssen Unternehmen in der Planung auf die Schnittstellen der einzelnen Maschinen zurückgreifen, was mehr Zeit in der Arbeitsvorbereitung und in der Fertigung bedeutet. Hinzu kommt, dass im Steuerungs- und Schaltanlagenbau eine Vielzahl an Arbeitsschritten aufeinander abgestimmt werden muss. Das reicht von der Fräs- und Laserbearbeitung über die Drahtkonfektionierung bis hin zur Verdrahtung.

PROZESSE NEU GEDACHT

Um dem Kundendruck gerecht werden zu können, ist deshalb eine weitgehende Automatisierung sowohl der Auftragsplanung als auch der Fertigung erforderlich. So auch bei Müller Schaltanlagen, wie Ortmann erzählt: „Als Anfang 2021 die Investition in ein neues Bearbeitungszentrum vom Typ Perforex MT anstand, haben wir auch die Aufbauplanung und die Arbeitsvorbereitung von Grund auf neu gedacht.“ Das Unternehmen setzt seitdem auf das RiPanel Processing Center von Rittal, das als Jobmanagement-Tool die Drehscheibe zwischen Engineering und Fertigung darstellt.

EINFACHER ZUM MASCHINENAUFTRAG

Die Software übernimmt die Konstruktionsdaten aus dem Engineering, erfasst Parameter wie Stückzahl und Zieldatum und wandelt die Daten anschließend in Maschinenjobs um. Dadurch wissen Maschinen wie das Fräsbearbeitungscenter Perforex genau, welcher Auftrag als Nächstes ansteht. Auch die weiteren Schritte können durch das RiPanel Processing Center geplant und durchgeführt werden. Die Software unterstützt aktuell die neuen Milling Terminal MT sowie das Zuschnittcenter Secarex. Geplant ist, dass alle Maschinen von Rittal Automation Systems angeschlossen werden.

WENIGER FEHLER

Mit dem RiPanel Processing Center werden die drei klassischen Arbeitsschritte der Fertigung digitalisiert und zusammengebracht. Im Engineering erstellen die Planer von Müller Schaltanlagen den digitalen Zwilling mit der Software Eplan Pro Panel. Die Daten lassen sich anschließend über direkte Schnittstellen in das Jobmanagement- Tool einspeisen.

Per Klick vom Engineering zum Maschinenauftrag

Engineering
Im Zusammenspiel von Eplan Engineering-Tools mit Rittal Konfiguration entsteht der digitale Zwilling, der alle produktionsrelevanten Daten enthält.

Arbeitsvorbereitung
Die einfache, zentrale Planung von Ressourcen und Produktionsaufträgen für die Fertigung erfolgt über das RiPanel Processing Center mit moderner Auftragsverwaltung und Layout-Tool.

Fertigung
Die konsequente Nutzung der digitalen Daten bei mechanischer Bearbeitung und Verdrahtung bietet erhebliche Vorteile und erspart die Programmierung an der Maschine.

Dort wird die Projektdatei mit allen Informationen zur Bearbeitung in die unterschiedlichen Bearbeitungsschritte aufgeteilt und an die entsprechenden Prozessschritte in der Fertigung weitergegeben. Die Arbeitsstationen selbst verwenden diese Daten zur effizienten Abwicklung des Auftrags. „Die dadurch mögliche durchgängige Datenhaltung von der Elektroplanung über die Aufbauplanung und Arbeitsvorbereitung bis in die Fertigung ist deutlich effizienter und verhindert zudem Fehler, die bei den vielen manuellen Schritten in der Vergangenheit leicht passieren konnten“, zeigt sich der Experte mit der neuen Lösung zufrieden.

IMMER WISSEN, WAS LÄUFT

Die Neuentwicklung ermöglicht erstmalig eine intelligente Jobverwaltung und ein Fertigungsmanagement mit durchgängiger Datenhaltung. „Aus dem Eplan Pro Panel erhalten wir eine textbasierte Beschreibung des digitalewn Zwillings, die dann an das RiPanel Processing Center weitergeleitet wird“, erklärt Thorsten Freytag, Produktspezialist bei Rittal. Das System nutzt dabei mit einer AML-Datei ein offenes Datenformat, das an die Maschinen geschickt wird.

Damit die Anwender jederzeit den Überblick über den Fertigungsprozess behalten, teilen die Maschinen dem RiPanel Processing Center mittels Statusfeedback den Stand der Fertigung mit. So können Ressourcen effizient eingesetzt und verteilt werden. Als webbasiertes Tool kann der „Jobmanager“ von überall aus verwendet werden, Werkstattleiter erhalten so eine große Flexibilität und können einfach und effizient die Aufträge steuern.

 

CLOUD-LÖSUNG VERBESSERT WORKFLOW

Um den gesamten Fertigungsprozess über die einzelnen Arbeitsschritte transparent zu machen, ist es nötig, dass eine einfache Kommunikation zwischen Engineering, Arbeitsvorbereitung und Fertigung sichergestellt wird. Dazu ist das RiPanel Processing Center als Cloud-Lösung realisiert. In der Eplan Cloud werden die verschiedenen installierten Maschinen mit ihren jeweiligen Funktionen und Spezifika hinterlegt.

„Nach der Aufbauplanung übertragen wir das fertige Projekt über das RiPanel Processing Center via Eplan Cloud an das Milling Terminal Perforex MT“, erklärt Ortmann die Arbeitsweise. „Der Kollege an der Maschine sieht dann sofort den Auftrag, kann das passende Teil aufspannen und die Bearbeitung mit einem Klick starten. Dieser Workflow verbessert die Effizienz enorm.“ Durch das Statusfeedback erhält der Anwender jederzeit Rückmeldung zum Stand der Fertigung. „Wir können dem Planer und dem Werkstattleiter eine Komplettübersicht über die Ressourcen geben, sodass entsprechend auch die Effizienz gesteigert werden kann“, so Freytag.


„Mit dem neuen Milling Terminal Perforex MT haben wir neben der 3D-Aufbauplanung auch die Arbeitsvorbereitung von Grund auf neu gedacht.“


Lukas Ortmann
Verantwortlich für Arbeitsvorbereitung bei Müller Schaltanlagen

Ortmann Zitat 1

Das RiPanel Processing Center wird als Basispaket zusammen mit den jeweiligen Maschinen ausgeliefert und ist somit für den Anwender kostenlos. Dadurch erhalten Steuerungs- und Schaltanlagenbauer eine einfache und kostengünstige Möglichkeit, ihre Fertigungsprozesse digital abzubilden und zu automatisieren. Der Effekt: Durchlaufzeiten lassen sich senken, Fehler in der Fertigung reduzieren und Kosten einsparen. „Wir sind mit unserer neuen Lösung rundum zufrieden“, bestätigt Franco Müller, Geschäftsführer von Müller Schaltanlagen.

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