Text Martin Barde, Johannes Strähle, Steffen Maltzan ––– Fotografie
Wer wissen will, wie es der Schaltbaubranche aktuell so geht, sollte sich mit Marcel Birkenberger vom Gladbecker Schaltanlagenbauer gefeba Elektro GmbH unterhalten. Der 46-Jährige hat bei dem Unternehmen bereits seine Ausbildung absolviert und ist nach 30 Jahren heute als Fertigungsleiter in der Produktion tätig. „Es ist schon irre, wie schnell sich der Markt gerade verändert“, sagt er etwa mit Blick auf den rasant steigenden Termin- und Kostendruck und die wachsenden Anforderungen an die Mannschaft. Auch die Qualität der digitalen Daten werde immer relevanter. „Hohe Kundenorientierung hat das Familienunternehmen gefeba schon seit Gründung vorangebracht. Wenn das so bleiben soll, dann brauchen wir ein waches Auge für Innovationen, mit denen wir die immer stärker nachgefragten maßgeschneiderten Lösungen mit kurzen Lieferzeiten anbieten können.“
Diese Erkenntnis hat Marcel Birkenberger und sein Team dazu bewogen, an einer von Rittal in Auftrag gegebenen Studie teilzunehmen. Unter unabhängiger Beobachtung wurde untersucht, wie schnell sich die neue Sammelschienen-Systemplattform RiLineX im Vergleich zu einem herkömmlichen Schienensystem montieren lässt. Die Ergebnisse hatte selbst der erfahrene Fertigungsleiter Marcel Birkenberger nicht erwartet.
Eine überraschende Innovation
Die erste Überraschung: „Wir waren erstaunt, dass bei der Sammelschienentechnik überhaupt noch so ein Quantensprung möglich ist“, sagt der Schaltanlagenspezialist. „Wir haben alle Komponenten auf einen Tisch gelegt und einfach ausprobiert. Schnell hat sich gezeigt, wie einfach alles funktioniert.“
Marcel Birkenberger sieht einen klaren Design-Vorteil, denn das werkzeuglose „Click & Work“-System lässt sich nur auf eine einzige Weise zusammenstecken und gibt exakt vor, wie Geräte eingehängt werden müssen. Montagefehler sind praktisch unmöglich.
„Wir können jetzt sogar angelerntes Personal damit arbeiten lassen“, sagt der Experte, „angesichts des Fachkräftemangels ist das natürlich ein erheblicher Gewinn.“ Für Auszubildende fördere es zudem den Spaß an der Arbeit, wenn sie schnell und einfach zu Ergebnissen kommen. Junge Leute langfristig motiviert zu halten, sei heute eine viel größere Arbeitgeber-Aufgabe als noch vor wenigen Jahren.
Wissenschaftlich validiert
Wirtschaftlich besonders interessant für den Schaltanlagenbauer wird es immer dann, wenn Montagezeiten verkürzt werden können. Dieser entscheidende Mehrwert von RiLineX wurde nun wissenschaftlich bestätigt.
Unter der unabhängigen Leitung des Fraunhofer-Instituts für Materialsfluss und Logistik wurde mit gefeba akribisch ermittelt, wie viel Zeit für die Ausführung verschiedener Montageschritte mit dem neuen RiLineX sowie dem herkömmlichen RiLine60 benötigt wird. Verglichen wurden dabei auch verschiedene Einbauvarianten: Neben der Unterscheidung in eine rein manuelle sowie eine maschinenassistierte Montage – bei der eine automatisierte CNC-Fräse die Bohrungen an der Montageplatte übernimmt –, standen sich auch der bei RiLineX mögliche Einbau eines vorgefertigten Komplettboards sowie die Einzelmontage von Modulbauteilen vergleichend gegenüber.
„Für die Studie haben wir bewusst Arbeitsschritte identifiziert, die so fast bei all unseren Projekten notwendig sind“, sagt Marcel Birkenberger. „Insofern ist das, was wir hier gemacht haben, nicht nur graue Theorie, sondern bildet tatsächlich den Arbeitsalltag vieler Schaltanlagenbauer ab.“ Volker Schmidt, Leiter Produktmanagement RiLineX bei Rittal, ergänzt: „Für die Relevanz der Studie war uns wichtig, einen Betrieb mit Vollprofis auszuwählen, die viel Erfahrung mit dem effizienten Einsatz der alten Systeme haben. Bei gefeba hat alles gepasst.“
Ergebnisse der Studie
Die Ergebnisse jedenfalls hätten eindeutiger nicht ausfallen können. Die ermittelten Geschwindigkeitsvorteile sind so hoch,dass sie sogar die Schätzungen von Rittal deutlich übersteigen. Für das vorgefertigte Komplettboard etwa benötigten die gefeba-Profis bei rein manueller Montage durchschnittlich 75 Prozent weniger Zeit. Bei CNC-unterstützter Montage waren es sogar ganze 80 Prozent Zeitersparnis. Das liegt vor allem daran, dass bei RiLineX nicht mit Haltern gearbeitet wird, die individuell auf Kurzschlussfestigkeit ausgelegt werden müssen. Die Schienen liegen sicher und vollständig überbaubar im Board. Beim Komplettboard müssen auch Sammelschienen und Berührungsschutz nicht zugeschnitten werden. Die fertig gelieferten Boards werden nur ausgepackt und verschraubt. Das war’s.
Bei den modularen Boards steigt mit der gewonnenen Flexibilität auch der Arbeitsaufwand etwas, aber die Zeitersparnis im Vergleich zu RiLine60 bleibt signifikant. Bei manueller Montage sind es 60 Prozent, und bei maschinell unter- stützter Montage immer noch 55 Prozent. Unabhängig von der jeweiligen Bauweise macht sich das Design von RiLineX zudem sehr deutlich bei der Anreihung weiterer Schaltschränke bemerkbar. Für die nachträgliche Verbindung von zwei getrennten Schienensystemen benötigten die Experten von gefeba im Fall von RiLine60 mehr als 21 Minuten, im Fall von RiLineX weniger als dreieinhalb Minuten. „Für uns ist das einer der entscheidenden Mehrwerte von RiLineX“, ordnet Marcel Birkenberger den entstandenen Zeitvorteil ein. „Wenn es zum Beispiel um die Erweiterung der Stromverteilung in einem Fertigungsunternehmen geht, haben wir weniger Arbeit. Und, was noch wichtiger ist, die Produktion unseres Kunden muss deutlich weniger lange ruhen. Je nach Fertigungsumfeld ist damit für den Fabrikbetreiber die Kosteneinsparung durch kürzere Produktionsunterbrechungen immens.“
Ähnlich positiv wirkt sich auch der bei RiLineX massiv vereinfachte Einbau von Geräten aus. Im Zuge der Studie – gemessen wurde das Anbringen von Anschlussadapter mit und ohne Durchleitung, Sicherungslasttrenner, Leistungsschalter sowie Geräteadapter – ließen sich für die neue Sammelschienenlösung zum Teil sehr große Geschwindigkeitsvorteile verzeichnen. Beim Geräteadapter etwa waren es 85 Prozent im Vergleich zu RiLine60.
Halbe Schicht
„Es ist schon mehr als erstaunlich, dass sich allein mit dem richtigen Schienensystem so viel Zeit einsparen lässt“, resümiert Marcel Birkenberger die Ergebnisse der Studie. „Wenn ich die Prozentwerte in Arbeitszeit umrechne, dann heißt das, dass ich praktisch eine halbe Arbeitsschicht pro Schaltschrank einsparen kann. Der Effizienzgewinn ist also enorm.“ Mindestens ebenso wichtig ist dem gestandenen Schaltanlagenprofi aber auch, dass seine Kunden von der neuen Rittal-Lösung profitieren: „Die Studie hat ziemlich deutlich gezeigt, dass RiLineX eine jener Innovationen ist, mit denen wir wirklich sinnvoll auf die veränderten Marktanforderungen reagieren können. Wir selbst werden effizienter, und unsere Kunden erhalten eine sehr leicht zu handhabende und flexibel erweiterbare Lösung. Das ist also eine Win-Win-Situation.“ Auch die rote Farbe findet Birkenberger erwähnenswert: „Gefällt mir sehr gut, dass die Boards in der ungewöhnlich leuchtenden Farbe kommen. So sieht man schon von Weitem: Hier ist neueste Technologie verbaut!“