Vielfach heißt es, „Automatisierung kann ich mir nicht leisten. “ Was meinen Sie dazu?
Jochen Trautmann: Meiner Meinung nach ist es keine Frage, ob man es sich leisten kann. Die Frage lautet eher: Kann man es sich leisten, es nicht zu tun? Nur mithilfe einer durchgängigen Automatisierung kann ich im Steuerungs- und Schaltanlagenbau die Bearbeitungszeit um bis zu 85 Prozent reduzieren, bei einer gleichzeitigen Steigerung der Qualität.
Doch kleine und mittlere Unternehmen schreckt der Aufwand …
Jochen Trautmann: Es muss nicht gleich eine vollumfängliche Automatisierung sein. Einfach ist es, mit der Software anzufangen. Das rechnet sich immer. Mit Tools von unserer Schwestergesellschaft Eplan, etwa Pro Panel, kann die Fertigung von Schaltanlagen auf Basis eines Digitalen Zwillings sauber und komfortabel geplant werden.
Wie könnte so ein Einstieg noch aussehen?
Jochen Trautmann: Mit digitalen Assistenzsystemen kann der Montage- oder der Verdrahtungsprozess sowohl beschleunigt als auch sicherer gestaltet werden. Eplan Smart Wiring oder Smart Mounting sind solche Assistenten. Auf einem Tablet etwa erhält der Schaltanlagenbauer Schritt-für-Schritt-Anleitungen. Er kann in 3D sehen, wo und wie Verlegewege, Schienen, Kabelkanäle oder Bauteile platziert werden müssen. Das hilft vor allem in Zeiten des Fachkräftemangels – auch ungelerntes Personal kann hier einfach einsteigen.
Wie sinnvoll ist es, einzelne Prozessschritte zu automatisieren?
Jochen Trautmann: Halbautomatische Lösungen wie das Zuschnittcenter Secarex etwa sind gerade für kleinere Betriebe geeignete Einstiegsmöglichkeiten. Außerdem ist jeder Automat zum Schneiden, Crimpen oder Abisolieren mit offenen Schnittstellen versehen und kann später einmal in eine durchgängige Automatisierungslinie integriert werden. So kann auch eine kleine Investition ein Schritt auf dem Weg zu einer durchgängigen Automatisierung sein.
Wie unterstützen Sie Kunden, die eine Investition erwägen?
Jochen Trautmann: Als Entscheidungshilfe bieten wir ROI-Berechnungen an. Sie zeigen, ab wann sich die Anschaffung eines Fräscenters oder eines Drahtkonfektionier-Vollautomaten lohnt. Ein Perforex Milling Terminal rechnet sich bereits ab 100 Schaltschränken im Jahr, ein Drahtkonfektionier-Vollautomat ab 300 Schaltschränken. In der Wertschöpfung bildet das Verdrahten nahezu 50 Prozent des Aufwands ab. Es lohnt sich, hier als Erstes zu automatisieren. Die möglichen Einsparungen sind enorm, nicht nur für die Großen der Branche.
Ein unternehmerisches Risiko bleibt immer …?
Jochen Trautmann: Nicht unbedingt. Für Kunden, die kein Risiko eingehen wollen, hat Rittal zum Beispiel in Belgien begonnen, die Nutzung von Drahtkonfektionier-Vollautomaten als Dienstleistung anzubieten. Außerdem können konkrete Projekte in den Rittal Application Center (RAC) auf unseren Maschinen getestet und validiert werden. Das baut die Hemmschwelle vor größeren Investitionen ab. Wir begleiten unsere Kunden von der Anlaufphase bis zur vollständigen eigenen Produktion mit der Maschine.