Das Magazin der Friedhelm Loh Group

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Miteinander

Mehr PS fürs Studium

Wie das Nationale Automuseum zu Hochschulcampus und Bildungsstätte wird.


Text Sarah Benscheidt­ ––– Fotografie

MUSEUM ALS REGIONALES BEKENNTNIS UND BILDUNGSSTÄTTE

Die Ausstellung, darüber ist sich die Presse einig, „gäbe auch in München oder Berlin eine gute Figur ab“. Aber der Standort in seinem Heimatort Ewersbach, sagt Prof. Friedhelm Loh, sei nicht nur bewusst als Bekenntnis zur Region gewählt, sondern gehöre auch zum Konzept des ­Museums als Bildungsstätte: „Ich bin hier geboren und hatte die Möglichkeit, als Unternehmer mit den Menschen hier erfolgreich zu sein. Dafür bin ich sehr dankbar. Daher will ich die Region für die Menschen attraktiver gestalten und ihnen etwas zurückgeben.“ Außerdem, so Loh, wolle er zeigen, dass die Region als Standort „technologisch hochinteressant“ sei. Hiervon kann sich der Besucher etwa in der Geschichtswerkstatt überzeugen – einer In­stallation, die die Industriegeschichte mit dem Schwerpunkt „2.500 Jahre Eisen­verhüttung an Dietzhölze und Dill“ ver­gegenwärtigt. Aber auch die Geschichte des größten Unternehmens der Friedhelm Loh Group, der Firma Rittal, erzählt davon.

Das Nationale Automuseum – es ist eine Hommage an Ingenieurskunst, an Technik, die Region und die Zukunft, und es bildet Schnittstellen zwischen diesen großen Begriffen. Es geht nicht nur darum, Autos zu bewundern, sondern auch, sie zu erforschen, sich von fesselnder Technik begeistern zu lassen, Wissen zu vermitteln und so neue Wege der Bildung entstehen zu lassen. Denn das Museum, die Automobilgeschichte, sagt Prof. Loh, stehe auch für das Leben der Menschen, für Fortschritt, Erfindergeist und Innovation. „Mein Ziel ist es, die Faszination der Auto­mobiltechnik zu nutzen, um junge Menschen für das Thema Technik und für eine spannende Ausbildung zu ­begeistern.“

„WERKSTATT“ FÜR BILDUNG

Aus dieser Motivation heraus ist das ­Museum auch Bildungsstätte. Und die ersten großen Schritte auf den neuen Bildungswegen sind bereits gegangen: Mit der Eröffnung hat der Hochschulcampus Nürtingen-Geislingen unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Jochen Buck seine Arbeit aufgenommen. Studierende lernen etwa die Fahrzeugbegutachtung nach wissenschaftlichen Standards, eine Professur in Fahrzeughistorie ist geplant, auch für einen Masterstudiengang laufen die Modulvorbereitungen auf Hochtouren. Außerdem konnte mit Prof. Wolfgang Henseler einer der bedeutendsten Designexperten Deutschlands für den Zertifikatskurs im Automobildesign gewonnen werden. Weitere Kooperationen mit Schulen und Hochschulen sind in Planung. „Die professionelle Kuration macht das Museum für Forschung und Lehre hochgradig interessant“, sagt Buck, der auch führender Gutachter für Unfallforschung in Deutschland ist. Mittlerweile untersuchen angehende Ingenieure „Benz Viktoria“ und Co. in Blockseminaren, forschen live am Objekt und können erworbenes Fachwissen aus Vorlesungen zu Automobil- und Mobilitätswirtschaft mit dem Fundus an Exponaten ihres neuen Hochschul­standorts verbinden. Die Studenten sind im Museum – und die heimischen Schulen haben sich auch schon angemeldet. Was mit einem Traum begann, ist ­Realität geworden. 

SCHON GEWUSST?

Das Museum ist eine gemeinnützige Stiftung. Das Vermögen wird also durch den Stifter an die „Stiftung Nationales Automuseum The Loh Col­lection“ übertragen und muss dieser langfristig als Grundstock erhalten bleiben. Auch die aus dem laufenden Betrieb der Stiftung generierten Mittel und Spendeneinnahmen werden nur für gemeinnützige Zwecke verwendet. Außerdem: Zukünftig wird es auch einen Förderverein geben, LCCM – Loh Car Collection Member Club.

Vier Fragen an ...

Prof. Jochen Buck von der Hochschule ­Nürtingen-Geislingen

01Herr Prof. Buck, die Einschreibezahlen in technischen Studiengängen gehen leicht zurück. Ist die Kooperation mit dem Museum auch ein Versuch, die Faszination für Technik neu bzw. weiterhin zu beflügeln?

Prof. Jochen Buck: Auf jeden Fall. Das ist ein großes Ziel unseres Bildungsangebots. Technische Studiengänge könnten in der Tat wieder mehr Zulauf vertragen, und hier setzen wir gemeinsam an. Technik erklärbar zu machen, mit Bildung zu begeistern, dafür ist das Nationale Automuseum genau der richtige Ort.

02Ganz explizit: Was ist das Besondere an der ­Kooperation mit dem Nationalen ­Automuseum?

Prof. Buck: Wir können hier Kurse wie etwa den „Certified Expert for Car Design“ anbieten, die weltweit einzigartig sind. Er gibt den Studenten Einblicke in das Automobildesign von gestern, heute und morgen, welche Sie normalerweise nur als Vorstand eines Automobilkonzerns erhalten würden. Die meisten Autosammlungen würden für das, was wir machen wollen, gar nicht taugen, weil sie etwa nur auf eine Marke ausgerichtet sind. Hier haben wir eine enorme Breite an Exponaten. Die Möglichkeiten und Synergien für die Forschung sind riesig.

03Wie sehen Lehrkonzepte – etwa im Automobil­design – konkret aus?

Prof. Buck: Um zu verstehen, wie der Designprozess eines Fahrzeugs abläuft oder wohin sich das Thema durch technologische Innovationen in Zukunft entwickeln wird, braucht es Wissen, das durch praktische ­Arbeit vertieft wird. Die Studierenden haben deshalb die einzigartige Chance, direkt an ausgewählten Fahrzeugen der Loh-Kollektion zu forschen.

04Ein Blick in die Zukunft. Was ist noch ­geplant?

Prof. Buck: Neben den Kursen, die bereits in diesem Semester beginnen, ist ein neuer Masterstudiengang und eine Professur in Planung. Außerdem arbeiten wir an Kooperationen mit heimischen Schulen, es soll aber auch generelle Weiterbildungsseminare zu Themen rund um Automobiltechnik, -historie und -design geben. Das Nationale Automuseum soll ein Ort des Lernens und der Faszination für alle werden. Das ist unsere große Vision.

Vielen Dank für das Gespräch!

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