Das Magazin der Friedhelm Loh Group

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Debora Foundation
Miteinander

Wir bauen auf Hoffnung

Für Kinder und junge Frauen aus armen Verhältnissen herrscht in den Dörfern rund um Bangalore, Indien, keine Chancengleichheit. Die Debora Foundation will das ändern und hat bereits fünfzehn Bildungscenter in Dörfern installiert – jetzt wird der Bau einer Schule geplant.

Text Sarah Benscheidt ––– Fotografie

Die Debora Foundation will gerade auch Mädchen und junge Frauen durch ihre Bildungsangebote unterstützen.

Ein Schulbuch, ein paar Hefte, ein bisschen Unterstützung. Manchmal braucht es nicht viel, damit ein Mensch den Teufelskreis der Armut durchbrechen kann. Rainer Reissner, Geschäftsführer der Rittal Foundation, und Dietmar Roller, Entwicklungsexperte und Vorstandsvorsitzender bei der International Justice Mission (IJM), haben das während ihrer gemeinsamen Entwicklungsarbeit schon oft erlebt. Zusammen mit einem lokalen Team bauen sie die Projekte der Debora Foundation in Indien weiter aus, sind vor Ort, schauen, wo und wie die Hilfe wächst und wirkt.

2019 gegründet und benannt nach Debora Loh, der Ehefrau von Prof. Friedhelm Loh, Inhaber und Vorstandsvorsitzender der Friedhelm Loh Group, ist es die Vision der Stiftung, Kindern und Jugendlichen aus armen Verhältnissen eine Ausbildung zu ermöglichen. Denn viele verfügen über keinerlei Qualifikationen, können aufgrund der wirtschaftlichen Lage ihrer Familien ihre Ausbildung nicht fortsetzen, verrichten niedere Arbeiten oder landen schlimmstenfalls in der Jugendarbeitslosigkeit. Besonders betroffen sind Mädchen. Hier setzt die Arbeit der Stiftung an. Neben andauernder Nothilfe, aber auch Nähkursen und Nachhilfeangeboten, ist die große Vision der Bau einer Schule – und der rückt immer näher. Das Grundstück ist gekauft, das Schulkonzept wird entwickelt.

AUF VERTRAUEN BAUEN

„Wir bauen quasi eine Modellschule – denn diese Art von Bildungskonzept gibt es in Indien so noch nicht“, sagt Rainer Reissner. Dietmar Roller ergänzt aus langjähriger Erfahrung: „Höhere Bildung für arme Menschen zu ermöglichen, ist revolutionär.“ Deshalb wird das Team um Reissner, Roller und Thomas Rajkumar, der die Projekte der Debora Foundation vor Ort betreut, während der Konzeptionsphase von der Christ University in Bangalore wissenschaftlich begleitet.

Es wurde etwa gemeinsam eine Machbarkeitsstudie aufgesetzt, die die Locals in den Dörfern einbindet. Es werden die befragt, die es betrifft: Eltern, Kinder und Lehrkräfte aus den Dörfern rund um Doddaballapur. Daraufhin, so Reissner, habe man das Konzept noch einmal angepasst und die ursprüngliche Idee einer Mittelschule, in der neben Fächern wie Englisch und Mathematik auch ein großer Teil an praktischem Arbeiten Platz finden soll, noch erweitert. „Wir merken während unserer Arbeit hier, dass die Unterstützung schon früher gebraucht wird.“ Deshalb soll jetzt eine Schulform entstehen, die bereits eine Grundschule mitdenkt und darüber hinaus die Möglichkeit einer Hochschulreife einschließt. „Wir wollen mit Klasse eins starten und perspektivisch bis Klasse zwölf gehen – die komplette Schulkarriere eines Schulkindes soll abgedeckt werden. Wer begabt ist und Abitur machen möchte, kann das genauso tun, wie nach der 10. Klasse in die Berufsausbildung starten.“ Ein Konzept, das individuelle Bedürfnisse mitdenkt – und so nachhaltig wirken will. Und das nicht nur in Sachen Bildung – sondern auch in der baulichen Umsetzung.

  • Kooperation mit dem Baptist Hospital

    Neben dem Bau der Schule laufen Nothilfe und Projekte wie die Nähschulen weiter. Neu ist die Kooperation der Debora Foundation mit dem Baptist Hospital. Hier kommen Ärzte des Krankenhauses in die Dörfer und bieten kostenlos medizinische Versorgung an. Im ersten Probelauf wurden 500 Kinder in 15 Dörfern untersucht und, wenn nötig, mit Medikamenten versorgt.

     

 

In 15 Dörfern rund um Bangalore werden Nähkurse angeboten.

  • Das Prinzip „Hoffnung durch Nähschulen“

    Hoffnung wird Realität. Unterstützt von der Debora Foundation konnten Majaa und Nilay (Name v.d. Redaktion geändert) an einem der Nähkurse teilnehmen, die die Stiftung etabliert hat. Diese Kurse vermitteln Können mit dem Ziel der ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘ . Dadurch erhielten schon viele Absolventinnen lebensnotwendige Erwerbsmöglichkeiten. „Quasi ein kleiner Return on Investment“ , erklärt Entwicklungsexperte Timo Roller. Gemeinsam mit Rainer Reissner hat er während des Besuchs die bisherigen Absolventinnen getroffen und viel darüber erfahren, wo sie jetzt stehen. Und zwar in ihrer eigenen Schneiderei. Majaa und Nilay haben sich selbstständig gemacht und schneidern neben Schuluniformen und Blusen auch die typischen, bunten Sari. „Zu sehen, dass sich Frauen zusammenschließen, Unternehmen gründen, oder Kinder durch unseren Nachhilfeunterricht riesige Sprünge in der Schule machen, dass Leben in eine andere, positive Richtung verlaufen, geht unter die Haut“ , sagt Reissner.

     

GRÜN IST DIE FARBE DER HOFFNUNG: DIE NACHHALTIGE SCHULE

„Wir planen diese Schule als Green School“, erklärt Reissner. Soll heißen: in Kooperation mit Architekten und Geologen entsteht ein Gebäude, das durch ein nachhaltiges Bewässerungs-, Belüftungs- und Energiesystem, etwa durch Regenwassernutzung und Eigenstromproduktion durch PV-Anlagen, betrieben wird. Außerdem soll nur regionales Baumaterial zum Einsatz kommen. Anfang September hat die Debora Foundation die ersehnte Erlaubnis der indischen Regierung erhalten, das erworbene Grundstück von Ackerland zu Bauland umzuwidmen und es dann für pädagogische Zwecke zu nutzen. „Wir sind optimistisch, dass wir im Frühjahr mit dem Bau beginnen können.“ Das Team jedenfalls kann den Startschuss kaum abwarten. „Mit dieser Schule können sich für die Kinder ganz neue Welten öffnen. Bildung heißt Zugang und Chancen für ein Leben fernab der Armut.“

Weitere Themen aus unserem Magazin

— Engagement
Wie sich die Debora Foundation in Indien engagiert

Lichtblicke in der Not

— Engagement
Die Zukunft ist grün

Mitgestalten und verbessern

— Arbeitswelt
Neues Arbeiten: von der Natur lernen

Mit Partnern weltweit auf Erfolgskurs