Das Magazin der Friedhelm Loh Group

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Interview
Praxis

Der Booster: Industrie-Know-how

Die ersten Umspannwerke sind geplant und gebaut, die digitalen Zwillinge spiegeln den aktuellen Betriebszustand. Die Eplan Plattform ist bei den Netzbetreibern angekommen. Haluk Menderes, Geschäftsführer Eplan, gibt einen Überblick der Perspektiven in diesem herausfordernden Aufgabenfeld – und einen Ausblick auf 2030.

Text Gerald Scheffels, Hans Robert Koch ––– Fotografie

Herr Menderes, die Energiewende stellt die Branche – insbesondere die Netzbetreiber – vor große Herausforderungen. Viele Umspannwerke und Trafostationen müssen erweitert oder neu gebaut werden. Welchen Beitrag kann Eplan hier leisten?

Haluk Menderes: Wir können mit der Eplan Plattform die Planung von Anlagen im gesamten Energiesystem beschleunigen und vereinfachen – von der Erzeugung bis zum Verbrauch. Das gilt insbesondere auch für den Bau und Betrieb von Umspannwerken. Dabei übertragen wir unsere jahrzehntelange Erfahrung in der industriellen Automatisierung auf die Energietechnik.

In der Industrie, das heißt im Maschinenbau, haben Sie bereits eine komfortable Marktposition, aber die Energiebranche ist für Eplan doch eher ein junger Markt – ist das richtig?

Haluk Menderes: So jung ist der Markt für uns nicht. Wir haben sehr viele Kunden, die in der Energietechnik zu Hause sind, und das seit vielen Jahren. Zum Beispiel entwickeln neun der zehn weltgrößten Hersteller von Windenergieanlagen ihre Anlagen mit Eplan, und bei einem der Weltmarktführer für Energiespeicher sind rund 400 Eplan Lizenzen im Einsatz. Auf der Ebene der Netzbetreiber – insofern ist die Frage berechtigt – sind wir allerdings noch nicht so bekannt und etabliert. Das ändert sich gerade, und wir realisieren schon anspruchsvolle Projekte.

Lassen sich Ihre Lösungen denn ohne Weiteres von der industriellen Automation auf die Planung von Anlagen von Stromnetzen übertragen?

Haluk Menderes: Ganz klar: ja. Die vorhandene Eplan Plattform für das Elektro- und Fluidtechnik-Engineering ist bereits perfekt geeignet für die Netzbetreiber – von der Vorplanung über das Engineering inklusive automatisierter Schaltplanerstellung. Wir begleiten den gesamten Lebenszyklus einer Anlage. Das zeigt die Praxis. Natürlich gibt es immer Anpassungsaufgaben, aktuell zum Beispiel an die neue IEC 61850. Wir entwickeln aber auch neue Lösungen speziell für die Energietechnik. Und wir ergänzen unsere Teams weltweit um kompetente Experten für dieses Aufgabenfeld.

Wenn diese Experten ihre Lösungen bei einem Netzbetreiber vorstellen – mit welchen Vorteilen können sie punkten?

Haluk Menderes: Abgesehen von den Funktionen und der Durchgängigkeit der Plattform: Bei Eplan arbeiten mehr als 600 Ingenieure an der Entwicklung und Weiterentwicklung unserer Lösungen. Das ist mehr als bei allen namhaften Wettbewerbern zusammen. Und wir bekennen uns ganz klar zur Fokussierung auf die Energietechnik als Zielmarkt neben der Industrieautomation – gemeinsam mit Rittal und zusammen mit Partnern, wie beispielsweise unser Projekt mit entegra und naturenergie netze zeigt. Das ist ein klares Commitment im Management, und das leben wir. Davon werden übrigens auch unsere rund 70.000 Kunden in der Industrie profitieren. Ich führe kaum ein Kundengespräch, bei dem es nicht auch um das Thema Energie und die Zukunft der Energieversorgung geht. Wir möchten dazu beitragen, dass auch in der „All Electric Society“ die Stromversorgung sichergestellt ist, indem wir unsere Erfahrungen einbringen, etwa mit der Standardisierung, dem digitalen Zwilling und der Nutzung von Cloud-Plattformen. Das bringt für die Anwender hohen Nutzen – und ist für uns ein spannendes Aufgabenfeld mit Wachstumspotenzial.

Schauen Sie zum Schluss bitte einmal in die Zukunft: Wo steht Eplan im Jahr 2030 im Markt der Energiewirtschaft?

Haluk Menderes: Bis zum Jahr 2030 hat sich Eplan als Planungsinstrument nahezu so intensiv durchgesetzt wie in der Industrie. Die Netzbetreiber erstellen bei jedem Neubau- und Umbauprojekt einen digitalen Zwilling – in der Sekundärtechnik mit Eplan, in der Primärtechnik mit einem ähnlich leistungsfähigen System. Beide Systeme interagieren, und die Anwender nutzen diese Daten über die gesamte Lebensdauer der jeweiligen Infrastruktur-Komponente. So sparen sie Zeit und Kosten und arbeiten – ebenso wie ihre Zulieferer und Servicepartner – auf einer gemeinsamen, durchgängigen und immer aktuellen Datenbasis.

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