Das Magazin der Friedhelm Loh Group

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Anlagenbau
Praxis

Don't worry in Polen

Die einen sind im Krisenmodus, die anderen müssen Wachstum managen. Zu Letzteren gehört TRIPS. Der Spezialist für Automatisierungstechnik schaut positiv in die Zukunft. Auch in Polen. Dort wird in einem neuen Werk, wo Lösungen von Eplan, Rittal und Rittal Automation Systems im Einsatz sind, Wachstum konsequent geplant. Wie? Das erfahren wir bei einem Besuch in Krapkowice.

Text Hans Robert Koch ––– Fotografie

NEUES WERK IM AUSLAND

Wie ein Anlagenbauer voll durchstartet

Klein denken ist nicht Sache von TRIPS. Das wird bei der Ankunft am Firmengelände in Krapkowice sofort klar. Sichtbar stolz ist man hier auf das große und hochmoderne Werk, das erst im letzten Jahr in Betrieb gegangen ist. Auf rund 4.000 m 2 werden hier mit über 80 Beschäftigten Großprojekte abgewickelt und Anlagen für den Energiemarkt, den Maschinenbau und andere Branchen gefertigt.

Auf der grünen Wiese

Das Werk ist im wahrsten Sinne des Wortes auf der grünen Wiese geplant worden. Und eine Zukunftsinvestition mit jeder Menge Spielraum nach oben. Oder eher: in die Weite. Denn eine Expansion auf dem 18.600 m2 großen Firmengelände wurde von Anfang an mitgedacht. „Wir sind startklar für die Zukunft, haben für schnelles Wachstum geplant und können auf dem Gelände unsere Fertigungsfläche noch zweimal erweitern“, sagt stolz Lukasz Kowalski, Managing Director der Trips Automatyka Polska.

Wie weit man hier in die Zukunft schaut, zeigt ein Blick in den Bebauungsplan: Um die Fertigungsflächen zu erweitern, sind bereits die Trassen für weitere Versorgungsleitungen vorbereitet, ebenso die Bohrungen für die weitere Nutzung von Erdwärme. Apropos Nachhaltigkeit: Die Nutzung von erneuerbaren Energien war Treiber bei der Planung. Beheizt und gekühlt wird das neue Werk über Geothermie-Anlagen. Diese sorgen in Verbindung mit einem Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung und einer 180-kW-Photovoltaikanlage auf dem Firmendach für maximale Energieeffizienz und ein Höchstmaß an Klimaneutralität.

Das neue Werk in Krapkowice verfügt über rund 4.000 m2 Fertigungsfläche.

Mehr Platz für Großes

So viel Zukunft ist neu. Das war nicht immer so. Eine Expansion am alten Fertigungsstandort in Wykroty, wo TRIPS seit 2016 im kleineren Stil fertigt, war nicht möglich. Schon vor Jahren kam es zu Engpässen. „Unsere Projekte sind sehr kundenspezifisch, und wir brauchen Platz, um Anlagen für Großprojekte unterzubringen“, erklärt Lukasz Kowalski. „Um unsere Produktionskapazitäten zu erweitern, haben wir die neue Werkshalle so geplant, dass der Fertigungsbereich sehr modular und flexibel ist und sich je nach Kundenprojekt einfach anpassen lässt.“ Große Anlagen, Seecontainer und eHouses? Kein Problem! Sie lassen sich einfach in die Halle einfahren, komfortabel ausrüsten und können über Wochen und Monate in der Fertigung stehen.

Maximal automatisiert

Um mehr Effizienz und Qualität in die Produktion zu bringen, setzt TRIPS auf integrierte Automatisierungslösungen bei der Schaltschrank-Bearbeitung, Kabelkonfektionierung und Anlagenprüfung. Störende Geräusche in der Halle durch Bohren und Fräsen? Fehlanzeige! Es herrscht konzentriertes, ruhiges Arbeiten an den Schaltanlagen. Die laute mechanische Bearbeitung der Schaltschränke wurde in einen separaten Fertigungsbereich „ausgelagert“. Mittels eines Perforex-Bearbeitungszentrums von Rittal werden dort Gehäuse sowie Flachteile automatisiert bearbeitet. „Mit der Perforex können wir bis zu 95 Prozent aller Bohr- und Fräsarbeiten automatisiert vornehmen“, so Lukasz Kowalski.

Komplett digital

In Sachen Digitalisierung wird nicht gekleckert. Hier wird ganzheitlich gedacht. So reichen die digitalen Workflows vom Engineering bis zum modernen Arbeitsplatz am Schaltschrank. Dort holt sich das Fachpersonal über Bildschirme die genauen Informationen zu Schaltplänen und Verdrahtungswegen. Ausgedruckte Schaltpläne? Nicht mehr nötig: „Durch die Eplan Software und ihre Integration in die Maschinentechnik schaffen wir einen komplett digitalisierten Workflow – von der Planung bis zum fertigen Produkt“, erklärt der Geschäftsführer. 2024 wurde das Hardware-Engineering auf Basis der Eplan Software implementiert. Mittlerweile werden so auch Inbetriebnahmen und Services abgewickelt. „Dieses umfassende Lösungsprogramm wollen wir im nächsten Jahr weiter ausrollen.“

 

Fachkräfte als Kapital

Doch die Produktion lässt sich bislang nur teilweise automatisieren. „Unsere Fertigung ist zu 90 Prozent kundenspezifisch und damit immer noch stark von Handarbeit bestimmt“, gesteht Lukasz Kowalski. Gefragt ist gut ausgebildetes Personal. „Fachkräfte sind entscheidend für den Erfolg, doch auch in Polen schwer zu finden. Für Ungelernte investieren wir sehr viel in Trainings und Weiterentwicklung“, so der Geschäftsführer. Bereits während der Bauphase des neuen Werkes war TRIPS auf Mitarbeitersuche und schulte in einem nahen Übergangswerk das Personal gezielt zu den neuen Prozessen. Auch eine Kooperation mit der lokalen Technikerschule in Krapkowice wurde gestartet. Auf diese Weise können junge Menschen bei TRIPS ihre theoretischen Kenntnisse durch Praxis-Erfahrungen erweitern – ganz ähnlich einer dreijährigen Ausbildung, wie sie in Deutschland üblich ist.

Frauen mit Präzision

Beim Gang durchs Werk fällt der hohe Anteil an Frauen im Fertigungsprozess auf, insbesondere bei der Schaltschrank-Verdrahtung sind Damen im Einsatz. Das hat seinen Grund, wie Lukasz Kowalski erklärt: „Viele unserer Mitarbeiterinnen verfügen über langjährige Erfahrung in der Vorfertigung, aber generell haben Frauen ein großes Gespür für Präzision, was für die Umsetzung unserer Projekte von entscheidender Bedeutung ist.“

Mit dem Bearbeitungszentrum Perforex von Rittal lassen sich im neuen Werk von TRIPS Automatyka Polska Schaltschränke und Flachteile auf Knopfdruck automatisiert bearbeiten.

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