Also, Herr Scharf: Welcher Blockbuster macht das Rennen?
Wir bei Rittal denken in Sowohl-als-auch-Mustern. Speziell die digitale und energetische Transformation gehen ja Hand in Hand.
Preisfrage: Was ist das „hottest game in town“ in der Dekade 2020 – 2030? Ist es die Durchdigitalisierung mit Blickrichtung Industrie 4.0? Oder der Gesundheitsmarkt? Vielleicht doch die Umgestaltung bei Energiegewinnung, -speicherung und -verteilung? Im Gespräch dazu: Uwe Scharf, Geschäftsführer Business Units und Marketing bei Rittal.
Text Ulrich Kläsener ––– Fotografie
Also, Herr Scharf: Welcher Blockbuster macht das Rennen?
Wir bei Rittal denken in Sowohl-als-auch-Mustern. Speziell die digitale und energetische Transformation gehen ja Hand in Hand.
Hat Rittal auch deswegen die neue Geschäftseinheit „Energy & Power Solutions“ 2020 gegründet?
IT braucht Energie und die Energiewirtschaft braucht die IT. Das eine ist ohne das andere inzwischen undenkbar. Schon die neue Auslegung der Energiesysteme zum Smart Grid verlangt, dass Anlagen intelligent miteinander vernetzt werden. Wobei der Energiesektor davon losgelöst eine hochinteressante Wachstumsbranche darstellt. Das Ziel unserer neuen Geschäftseinheit ist: Im Dialog mit unseren Kunden Lösungen weiterzuentwickeln, zu verbessern und noch schneller als bisher auf den Markt zu bringen.
Hier Strom – da Informationen. Beides solide eingehaust. Wie weit reicht das Rittal Leistungsportfolio bei der Stromspeicherung?
Sagen wir es so: Rittal hält für jede Speicheranwendung die richtige Integrationslösung vor. Ich spreche bewusst von richtig, weil unser Portfolio über eine Vielzahl industrieerprobter Standardprodukte wie Anreih-Schranksysteme, Normcontainer, Installationsverteiler, Klimatisierungsgeräte von Filterlüfter bis Chiller oder Lösungen fürs Monitoring verfügt, welche in jedem Einzelfall optimal aufeinander abgestimmt und kombiniert werden.
Was trägt Ihre neue Geschäftseinheit dazu bei?
Wir verfügen über langjährige Expertise im Energiemarkt und ein gereiftes Leistungsspektrum von Schaltschrank-, Stromverteilungs- und Klimatisierungstechnik über ITInfrastruktur- Lösungen bis hin zu Software-Lösungen von Eplan für die Anlagenplanung. Außerdem bieten wir weltweiten Service. Damit decken wir unzählige Anwendungen schon ab. Und wenn es darum geht, Neuland zu betreten und mit unseren Klimageräten Teil eines funktionierenden Smart DC Grid zu werden, dann stellen wir uns auch dieser Aufgabe. Beispiel AREUS: Für das EU-Forschungsprojekt haben wir unsere Blue e+ Kühlgeräteserie, die ohnehin schon 75 Prozent weniger Energie verbraucht als herkömmliche Produkte, auf Gleichstrombetrieb umgestellt. Das patentierte Hybridverfahren ist weltweit einzigartig.
Was kaum jemand weiß: Rittal ist auch Weltmarktführer bei Schaltschranktechnik in Windenergieanlagen.
Korrekt. Unsere Lösungen finden sich aber in allen Arten von Stromerzeugungsanlagen, bei Umspannwerken, Niederspannungsschaltanlagen in der Lade-infrastruktur für die Elektromobilität und bei der Energiespeicherung.
Energiewende ohne Energiespeicher geht nicht. Der Grund ist so einfach: Eine kontinuierliche, stabile Stromversorgung ist auf Zwischenspeicherung angewiesen, weil grüner Strom aus Sonne und Wind, also diskontinuierlich, erzeugt wird.
Dafür tüftelt man an der handelsüblichen Knopfzelle und Lithium-Ionen-Akkus für Elektromobilität ebenso wie an neuen Puffertechnologien in Form von künstlichen Atollen, Betonkugeln oder Kalkbergen. Selbst gigantisch große Flüssigbatterien in unterirdischen Kavernen befinden sich derzeit in Ostfriesland im Bau. Wirklich smart wird es immer genau dann, wenn das Statische und das Prozessuale, also neue Materialien, neue Fertigungsverfahren und neue Methoden der Digitalisierung, ganzheitlich zusammenkommen. So wie beim Pionier Mercedes-Benz am Traditionsstandort Sindelfingen.
Die neue Factory 56 begründet mit kühner Energiearchitektur das Zeitalter CO2-neutraler Automobilproduktion. Hier zeigt sich, dass Energiespeicher über die reine Speicherfunktion auch eine umfassende Bedeutung innerhalb der intelligenten Vernetzung mit dezentralen Energieerzeugungsanlagen haben. Nur wenn Photovoltaik- Anlagen, Windkraftwerke, Mikro-KWK-Anlagen sowie andere Energieerzeuger, -verbraucher und -speicher miteinander digital verknüpft und gesteuert werden, können Energieverbrauch und Energieerzeugung bei Haushalten, Gewerbebetrieben und Industrie ideal synchronisiert werden.