Das Magazin der Friedhelm Loh Group

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Usemco
Praxis

In der Pole Position

Großer Sprung nach vorn. In den letzten Jahren hat Usemco seine Wettbewerbsfähigkeit im großen Stil gesteigert. Der führende Hersteller von Pumpenstationen in Tomah in Wisconsin, USA, spielt heute ganz vorne mit. Dank konsequenter Transformation des Anlagenbaus durch Beratung und Lösungen von Eplan und Rittal Automation Systems: von manueller Fertigung zu Automatisierung und von 2D- zu 3D-Engineering.

Text Hans Robert Koch ––– Fotografie

CNC-Fräsmaschinen für den Schaltanlagenbau, Schaltanlagenfertigungstechnik – mit diesen Begriffen googelte Sean Rezin vor rund zehn Jahren verzweifelt im Internet. „Ich dachte, es gibt doch CNC-Fräsmaschinen und damit einen Weg, um Schaltschränke automatisiert zu bearbeiten“, erinnert sich der junge Geschäftsführer von Usemco. Interne Untersuchungen zum Fertigungsprozess brachten deutliche Schwachstellen ans Licht. „Wir waren frustriert darüber, Schaltanlagen manuell zu fertigen und Löcher mühsam per Hand in Schränke zu bohren. Wir gaben unseren Leuten Arbeit, die sie eigentlich gar nicht tun wollten“, gibt er offen zu. „Wir wollten wettbewerbsfähig sein, doch unser Geschäft mit den Steuerungs- und Schaltanlagen war am Boden.“ Bei der Suche im Internet stieß Sean Rezin auf einen Artikel über die Fräs- und Bohrbearbeitungsmaschine Perforex. Er nahm sogleich Kontakt zum Autor Van Miller auf. Dieser ist heute Value Chain Consultant bei Rittal und Eplan, USA. Das war der Türöffner.

700

Schaltanlagen fertigt USEMCO heute in einem Jahr. 2015 waren es nur 180.

EINSTIEG GEWAGT

Die Überlegung, eine Perforex zur Schaltschrankbearbeitung einzusetzen, traf in der Belegschaft von Usemco zuerst auf Skepsis: „Unsere Leute dachten, Automatisierung sei nur etwas für die Massenproduktion, nicht für kundenspezifische Projekte, und schon gar nicht für Losgröße 1“, so der Geschäftsführer. Doch der Kauf der Perforex in 2018 war ein erster Meilenstein in der Weiterentwicklung des Anlagenbaus. Obwohl die Layouts für die Bohr- und Fräsbearbeitung noch direkt in die Perforex-Software eingepflegt wurden, hatten sich die Effizienzvorteile auf Anhieb gezeigt.

Usemco setzt bei der vollautomatischen Drahtkonfektionierung auf das Wire Terminal WT C von Rittal.

DAS GANZE IM BLICK

„Durch die Perforex lief unser Geschäft im Anlagenbau jedes Jahr erfolgreicher – doch plötzlich gab es Stillstand. Um wettbewerbsfähig zu werden, mussten wir weiter in den Gesamtprozess investieren“, erklärt Sean Rezin. Das bedeutete den Einstieg in die automatisierte Drahtkonfektionierung. Voraussetzung dafür war allerdings der Umstieg von 2D- auf 3D-Engineering, verbunden mit einem durchgängigen Engineering-Prozess auf Basis der Eplan-Lösungen Eplan Electric P8 und Pro Panel. Dazu musste der Engineering- und Fertigungsprozess komplett neu aufgesetzt werden. Bis dahin gestaltete sich der Prozess mit vielen manuellen Arbeitsschritten ineffizient. Schaltschrank-Layouts wurden bis dahin noch manuell erstellt, umständlich eingescannt und im PDF-Format an Kunden geschickt – eine Arbeitsweise, wie sie in der Wasserwirtschaft – einer eher konservativen Branche – und bei vielen Mitarbeitern von Usemco, die bereits über 40 Jahre zum Unternehmen gehörten, üblich war.

 

DIE JUGEND MACHT'S

Der Umstieg erforderte allerdings Fachwissen bei der Software. „Wir wollten mit Eplan und dem Wire Terminal starten, doch wir hatten keine Ingenieure, die das konnten“, erzählt Sean Rezin. Zu dieser Zeit standen ihm nur zwei Mitarbeiter in der Elektroplanung zur Verfügung, und diese vermochten die neue Software nicht einfach neben dem täglichen Projektgeschäft zu lernen, geschweige denn einzuführen. „So musste ich außerhalb des Unternehmens schauen, um geeignete Ingenieure zu finden. Das war nicht einfach, und wir mussten kreativ sein.“ An der Universität Wisconsin wurde der Firmenchef endlich fündig und konnte einige junge Ingenieure einstellen.

„Die Investition in Eplan und Rittal hat uns wettbewerbsfähiger, effizienter und qualitativ besser gemacht.“


SEAN REZIN,
Executive Vice President, Usemco

Sean Rezin ist mit Usemco erfolgreich: Das Unternehmen stellt vorgefertigte, eingehauste Pumpstationen für die kommunale Wasserwirtschaft her.

Mit dem erst 24-jährigen Nikesh Chawla gelang ihm ein Glücksgriff. Dieser startete völlig neu mit Eplan, arbeitete sich tief in die Software ein und verfügte nach einiger Zeit dank Schulung von Eplan über das nötige Wissen, um den gesamten Prozess von der Planung bis zur Fertigung neu aufzusetzen. „Nikesh und sein Team haben Eplan in die Fertigung gebracht – dadurch haben wir enorm an Effizienz gewonnen“, freut sich Sean Rezin. Die umständliche Erstellung der Layouts an der Maschine ist Vergangenheit. Alle Fertigungsaufgaben kommen jetzt direkt aus dem Engineering: die mechanische Bearbeitung der Schaltschränke sowie die automatisierte Drahtkonfektionierung.

  • USEMCO

    Tomah, Wisconsin, USA

    Usemco wurde 1963 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Tomah, Wisconsin, USA. Das Unternehmen ist führend in der Entwicklung und Herstellung von kundenspezifischen Pumpstationen, Druckerhöhungsanlagen, Steuersystemen, modularen Gebäuden und Stahlbaulösungen. Alle Pumpstationen sind vormontiert und werksseitig geprüft, sodass nur noch elektrische und Rohrleitungsanschlüsse erforderlich sind.

     

VON 180 AUF 700

Die Zusammenarbeit mit Eplan und Rittal veränderte den gesamten Prozess – vom Engineering bis zur Fertigung. „In 2015 fertigten wir rund 180 Schaltschränke, heute fertigen wir mit dem Wire Terminal bis zu 700 Anlagen“, freut sich Sean Rezin. Weitere Gewinner sind Vertrieb und Kunden. „Unsere Verkäufer verkaufen jetzt anders, es hat das gesamte Produkt­angebot verbessert.“ Anstelle eingescannter Zeichnungen senden sie jetzt einfach einen Download-Link. Die Kunden sehen durch die 3D-Modelle exakt, wie die Anlage aussieht. „Das bringt uns in eine eindeutig bessere Marktposition – denn viele Anlagenbauer haben kein 3D-Engineering“, so der Firmenchef.

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