Text Kai-Uwe Wahl ––– Fotografie
Die Vielzahl der neuen digitalen Geschäftsmodelle führt dazu, dass die chinesische Wirtschaft flexibel abrufbare IT-Leistungen benötigt. Unternehmen scheuen jedoch den Aufbau und Betrieb eigener Rechenzentren. Eine Planungs- und Bauphase von bis zu zwei Jahren würde in der schnellen Internetwelt einfach zu lange dauern.
Daher steigt die Nachfrage nach skalierbaren IT-Services: Von Infrastrukturdiensten wie Speicher- und Rechenleistung bis hin zu kompletten Business-Anwendungen stehen in der Cloud sogenannte As-a-Service-Dienste mit einigen wenigen Mausklicks bereit. Die enorme Cloud-Nachfrage spiegelt sich in aktuellen Wirtschaftsdaten wider: So ist der Markt für Cloud-Rechenzentren im Jahr 2018 global in allen Regionen zweistellig gewachsen, in China sogar um 88 Prozent. Aktuell erlebt China einen wahren Boom beim Bau neuer Rechenzentren. Insbesondere die für Cloud-Services benötigten Hyperscale-Rechenzentren wachsen stark. Im Jahr 2018 gab es weltweit bereits 430 Hyperscale-Rechenzentren, mehr als 30 davon befinden sich in China.
Weitere 130 Rechenzentren sind weltweit in der Planungsphase. Ein Hyperscale-Rechenzentrum ist von der Server-Infrastruktur her auf höchste Skalierbarkeit ausgelegt, um damit die ständig schwankende Nachfrage der Kunden nach IT-Leistung erfüllen zu können. So betreiben große Cloud-Provider ihre Rechenzentren mit einer Hyperscale-Infrastruktur, in der Tausende von weitgehend identischen Rechnern betrieben werden, die sich dynamisch und automatisiert auf die jeweils benötigte Last anpassen.
Schnell und einfach zum neuen Rechenzentrum
Die Experten von Rittal unterstützen in China Betreiber von Rechenzentren bei der Konzeption und dem schnellen Aufbau neuer Datacenter. Einer dieser Kunden ist der chinesische Cloud- und Rechenzentrumsanbieter Chindata. Die Herausforderung bei dem Projekt mit Chindata bestand darin, schnellstmöglich ein neues Rechenzentrum zu implementieren, um damit die hohe Nachfrage des Marktes erfüllen zu können.
Hyperscale-Rechenzentrum für Chindata: Technik im Detail
Im neuen Hyperscale-Rechenzentrum von Chindata installierte Rittal eine modifizierte Variante des TS8 Schranksystems. In dieser Variante verfügen die IT-Racks über 52 Höheneinheiten. Über eine intelligente Energieverteilung kann Chindata einzelne Einschübe gezielt ansteuern und über das Monitoring den Energieverbrauch präzise erfassen.
Für die Kühlung der IT-Systeme wird eine Warmgangschottung mit indirekter adiabatischer Kühlung verwendet, um eine bestmögliche Energieeffizienz zu erreichen. Insgesamt übertrifft der PUE-Wert (Power Usage Effectiveness) des Systems mit 1,12 den gesetzlichen Richtwert (1,4) des chinesischen Ministeriums für Industrie und Informationstechnik. Mehr als 8.000 Rittal TS8 IT-Schränke und über 250 Warmgangschottungen sind installiert, wodurch das Rechenzentrum zu einem der größten in China zählt.
Für die Umsetzung wählte das Unternehmen Rittal als Partner. „Gemeinsam mit Rittal ist es uns gelungen, in der Rekordzeit von nur sieben Monaten ein komplett neues Hyperscale-Rechenzentrum zu errichten. Die Experten von Rittal haben uns von Anfang an mit innovativen Ideen für das Kühlkonzept und dem modularen Aufbau der IT-Racks kompetent beraten und im gesamten Prozess begleitet“, sagt Jessica Song, Vice President Director Planning and Design Academy bei Chindata.
Chindata betreibt bereits fünf Rechenzentren an strategischen Standorten in China, dazu zählen Peking, Shenzhen, Schanghai, Shanxi und Hebei sowie 220 weitere kleinere Datacenter. Das neue Rechenzentrum Guanting Lake New Media Big Data Industry Base gehört mit einer Fläche von mehr als 130.000 Quadratmetern und einer IT-Leistung von bis zu 16 Megawatt zu den größten Datacentern in China.
Einer der Erfolgsfaktoren für den raschen Aufbau war die präzise Planung und Abstimmung zwischen der Bauleitung des Gebäudes und den Rittal Experten. Dies ermöglichte beispielsweise ein paralleles Arbeiten an den Rechenzentrumskomponenten noch während der Bauphase. Vorkonfigurierte Module wurden von Rittal schrittweise entsprechend dem Baufortschritt im Rechenzentrum installiert. Mit dieser eng getakteten Vorgehensweise und dem modularen Konzept gelang es schließlich, das neue Rechenzentrum in Rekordzeit aufzubauen.
Chindata plant bereits den Aufbau weiterer Cloud-Rechenzentren und wird auch künftig auf Rittal als Lösungspartner setzen.