Text Ulrich Kläsener ––– Fotografie
Rittal Werk Haiger, Dezember 2017. Fester Händedruck, ein freundliches Wort – die Vorstellung des neuen VX25 im hell erleuchteten Rittal Innovation Center beginnt herzlich. „Dann kommen Sie mal mit.“ Hört man da etwa schon eine Spur Werkstolz heraus? Matthias Müller, Gastgeber und Abteilungsleiter Produktmanagement Schaltschränke bei Rittal, ist guter Dinge. Der Gang durch die Hallen der 4.0-Prozesse im Steuerungs- und Schaltanlagenbau muss allerdings warten. Der Hauptdarsteller lässt bitten: der neue Rittal Großschrank VX25.
Hinter der Tür
Eine eher unauffällige Tür in lichtem Grau trennt die Besucher vom Objekt der Begierde. Wäre da nicht die Security, die einen wachen, verbindlichen Blick auf die Akkreditierung wirft, würde man meinen: Hier geht es zum Lager. Das stimmt nur bedingt. Lagerhalle ja, aber eben mit Vernissage-Ambiente. Wirkungsvoll drapiert in der Raummitte steht er nun da, der VX25. Eigentlich ja nur ein Gehäuse samt Tür und Sockel. Gutes Industriedesign, erkennbar neu, aber leider auch trivial? „Ganz und gar nicht“, lächelt Matthias Müller. Da wandert der Blick automatisch zu den druckfrischen Werbetafeln mit den neuen Features and Functions des VX25 an den Hallenwänden und wieder zurück zum neuen Schaltschrank. Okay, das bewährte Zwei-Ebenen-Konzept ist ebenso erhalten geblieben wie die Montageplatte und alle wesentlichen Funktions- und Anschlussmaße. „Wir haben ganz bewusst nur da angesetzt, wo es unseren Kunden einen Vorteil bringt. Bewährtes haben wir weitestgehend erhalten, um unseren Kunden den Umstieg zu erleichtern.“ So steht es auch im Prospekt. Aber was ist jetzt originär neu? Matthias Müller: „Dass der Schaltschrank so tickt, wie der Kunde denkt und handelt: in Funktionen und Prozessen, das sind die großen Hebel.“
Werkstattwissen
Ein Beispiel sei die neue Zugänglichkeit des VX25 von allen vier Seiten. „Die äußere Montageebene lässt sich jetzt von außen bestücken, ein Riesenvorteil in der Praxis. Das betrifft locker 40 Prozent unserer Kunden.“ Damit lässt sich ganz schnell 30 Minuten Zeit gegenüber der konventionellen Montage einsparen. Gleiches gelte für die neue Möglichkeit, Montageplatten auch von hinten einzubauen. Speziell beim Einbau von hohen Gewichten ein Argument, das im Schaltanlagenbau rund um den Globus einleuchtet. Stichwort hinten: 20 Millimeter mehr Einbautiefe (durch Zubehörteile) versprechen neuen Handlungsspielraum. Das ist wichtig, um dem stetig steigenden Wunsch nach höheren Packungsdichten gerecht zu werden.
Zur Optimierung der Wertschöpfungskette unserer Kunden werden die Flachteile des VX25 mit einem „eindeutigen“ QR-Code versehen, dadurch können die Bauteile im Warenwirtschaftssystem des Kunden der jeweiligen Stücklistenposition zugeordnet werden. Jetzt lassen sich die Flachteile über den kompletten Workflow tracken, den korrekten Bearbeitungsprogrammen zuordnen, Bearbeitungszeiten erfassen und vieles mehr. Viel einfacher in der Denke und weniger Aufwand bei Engineering und Montage – das führt Müller vor allem auf die reduzierte Komplexität in der Teilevielfalt zurück, die Rittal mit Multifunktionsbauteilen erzielt. „Beim VX25 ist es gelungen, mit deutlich weniger Zubehörteilen alle Funktionen des TS8 abzubilden und zusätzlich neue Funktionen und Mehrwert zu schaffen.“ Dass es sich beim VX25 um eine Systemplattform handelt, unterstreicht auch wirkungsvoll der neue „automatische Potenzialausgleich“. Wie beim TS8 sind Dach, Rückwand, Seitenwände und Bodenbleche automatisch über ihre Befestigungselemente sicher kontaktiert. Neu: Werden in diesen Flachteilen spannungsführende Rittal Komponenten wie Filterlüfter oder Klimageräte eingebaut, kann man zukünftig auch auf die Erdungsbänder verzichten.
Ohne Werkzeug
Gedanklich wieder im Shopfloor des Kunden deutet Müller auf die neuen Türgriffe: Dank des Snap-on-Griffsystems ist der Griffwechsel doppelt so schnell erledigt wie zuvor. „Einmal dranhalten, zudrücken, fertig. Früher musste der Griff mit Schrauben montiert werden.“ Früher musste übrigens auch geklebt werden: konkret die Anreihdichtung. Sie wird jetzt gesteckt. Und die neue Schraubverbindung in Anreihrichtung macht beliebige Kombinationen nach allen Seiten noch einfacher. Zurück zur Tür: Komplett sparen könnten sich Kunden zukünftig die mechanische Bearbeitung der Tür bei der 180-Grad-Scharnier-Montage. „Das Bohren von acht Löchern, entgraten, lackieren: Rund 30 Minuten benötigte man bisher pro Tür bei der Umrüstung auf 180 Grad.“ Schon die Türmontage wird zum Kinderspiel. „Sie lässt sich einfach wie eine Wohnungstür aus- und einhängen, wobei sie im geschlossenen Zustand automatisch gesichert ist.“
Guter Stand
Der Blick auf die Uhr verrät, dass die Produktpräsentation schon vor 30 Minuten hätte beendet sein sollen. „Aber das muss ich Ihnen noch zeigen: den neuen Sockel, der passt überall.“ Der neue Sockel vereint alle Funktionen vom TS Sockel und dem Sockelsystem Flex-Block in einer Lösung und kann jetzt noch viel mehr. Im Sockel ist sogar das Schrankzubehör einbaubar. Im Sockel geführte Kabel können über System-Chassis einfach und effizient abgefangen und fixiert werden. Das spart nicht nur Zeit und Geld, sondern gibt auch Sicherheit. Auch das Positionieren durch die integrierte Zentrierhilfe im Eckstück oder die Möglichkeit, den Sockel direkt von oben zu befestigen „macht Schluss mit dem Bauen und Basteln. Schnelle Montage, schneller Einsatz – darum geht es doch!“.