Die Industrie hat eine neue, weitere und vielleicht auch größere Herausforderung: Energie. Wenn nicht mehr – wie noch vor wenigen Jahren – jederzeit ausreichend günstige Energie vorhanden ist, wird deutlich: Die Fertigung muss sich künftig nach Verfügbarkeit und Preis von Energie richten. Eigentlich einfach nachzuvollziehen. Aber auch einfach umzusetzen? „Das kommt darauf an, wie transparent und durchgängig die Daten der Anlagen, Produkte und Fertigungsprozesse bereits vorliegen“, so Sebastian Seitz, CEO von Eplan und Cideon, Softwareunternehmen der Friedhelm Loh Group. Energieströme zu messen, reiche nicht. Wer optimieren möchte, brauche hohe Transparenz und müsse die Daten richtig in Kontext setzen. Das gelte für Energieströme wie für Fertigungsprozesse und alle Daten rundherum: „Damit beispielsweise Energieverbräuche von Maschinen und Anlagen überhaupt sinnvolle Erkenntnisse als Messgrößen bringen, müssen sie in den Kontext der Lastprofile gesetzt werden. Vollständig digitale Anlagendaten liefern hierfür einen fundamentalen Baustein“, erklärt Seitz. Um dann die Stellschrauben für Optimierung zu erkennen, braucht es Transparenz über die gesamten Fertigungsprozesse und deren Verbindung mit den Daten aus dem Energiemonitoring.
Das gelingt nur via Smart Production – auch in Haiger. Denn Schaltschränke sind nur scheinbar ein einfaches Massenprodukt. Rund 8.000 von ihnen verlassen täglich das Werk. Die Systemplattform umfasst mehr als 100 Serienvarianten. Zählt man die Sonderanfertigungen hinzu, die Kunden zum Beispiel mit individuellen Ausbrüchen bestellen, steigt die Variantenzahl ins fast Unendliche. Die Fabrik produziert dabei täglich bis zu 18 Terabyte Daten. Sie stammen aus unterschiedlichen Quellen, die für die Transparenz, Flexibilität und Effizienz einer smarten Fertigung in mehreren Datenräumen verbunden werden müssen.
DATENRÄUME VERBINDEN
Das beginnt bei den Produkten. Zu jedem Werkstück muss ein hochwertiger, vollständiger, digitaler Zwiling vorliegen. Die Informationen dafür kommen aus mehreren Softwarefeldern, wie CAD, PDM/PLM und ERP oder Konfiguratoren. Damit die Daten als digitaler Produktzwilling nutzbar werden, braucht es einen gemeinsamen Datenraum. Die Fachleute von Cideon arbeiten an den Verbindungen und Schnittstellen. Ähnliches gilt für die Anlagen. „Die Prozesse im Steuerungs-, Schaltanlagen- und Maschinenbau können heute schon hochgradig digitalisiert und automatisiert werden. Die Fachkräfteknappheit treibt die Entwicklung weiter voran“, sagt Seitz. Eplan und Rittal unterstützen mit abgestimmter Hard- und Software die Prozesse und liefern die Datenraum-Grundlagen für ein Ökosystem der Automatisierung. Das Ergebnis: Beim ersten Strich im Engineering entsteht ein Digitaler Zwilling, der im gemeinsamen Datenraum über den gesamten Prozess wächst und später als digitaler Anlagen-Zwilling in der Fabrik seinen Nutzen entfaltet.