Text Joscha Duhme ––– Fotografie
Spüren Sie die Stimmung der Vergangenheit, der Gegenwart und der hoffentlich fantastischen Zukunft dieses einzigartigen Ortes“, ließ Dr. Karl-Ulrich Köhler, Vorsitzender der Geschäftsführung von Rittal, den aus ganz Europa angereisten Gästen Zeit, um sich mit der speziellen Umgebung vertraut zu machen – bei der Eröffnung des Lefdal Mine Datacenter (LMD). Ein Potenzial von 120.000 Quadratmetern Netto-Whitespace und mehr als 200 Megawatt IT-Kapazität halten die tief in den Stein gehauenen Stollen der ehemaligen Olivin-Mine ab sofort bereit.
Die Begeisterung für die Möglichkeiten, die in der Nähe der norwegischen Kleinstadt Måløy geschaffen wurde, teilt auch Laurence Guihard-Joly, General Manager bei IBM Resiliency Services. „Die Eröffnung des Lefdal Mine Datacenter ist ein wichtiger Meilenstein des technologischen Fortschritts. Auf dem Weg in die Zukunft hilft Lefdal uns dabei, unseren Kunden die nötigen Kapazitäten zur Verfügung zu stellen und das Rechenzentrumsdesign langfristig zu prägen.“ IBM ist technischer Partner von Lefdal und Rittal in der norwegischen Datenmine.
In den Wochen vor der Eröffnung haben unzählige Techniker rund um die Uhr gearbeitet, um die Mine für die neue Nutzung vorzubereiten. Sie asphaltierten Straßen, sicherten die Schachtdecken ab und installierten Beleuchtungssysteme. Entstanden ist eine Rechenzentrumsstadt unter der Erde. In den 16 Meter hohen Stollen, in denen einst wertvolle Olivin-Minerale abgebaut wurden, finden nun riesige Regale Platz, die drei Industriecontainer übereinander aufnehmen. Diese enthalten auf Hochleistung arbeitende Servertechnik, Speichermedien und Klimatisierungsgeräte. Künftig stapeln sich hier Hunderte dieser Rechenzentrumscontainer an- und aufeinander. Die enorme Kapazität der Hallen unter dem Fjord und die damit verbundene Logistik ermöglichen unterschiedliche kostengünstige skalierbare Lösungen.
Grün, sicher und effizient
Das Lefdal Mine Datacenter (LMD) in einem ehemaligen Bergwerk setzt Maßstäbe bei Kosteneffizienz und Nachhaltigkeit. Es wird ausschließlich mit erneuerbaren Energien betrieben. Das LMD erreicht einen Wert für die Power Usage Effectiveness von weniger als 1.15 und hat das Potenzial von 200+ Megawatt IT-Kapazität.
„Das LMD ist einzigartig in Bezug auf Skalierbarkeit, Sicherheit und Kosteneffizienz“, erklärt Jørn Skaane, CEO Lefdal Mine Datacenter. Verbunden mit der umweltfreundlichen Nutzung von erneuerbarer Energie für die Stromversorgung und Wasser für die Kühlung bietet Lefdal hervorragende Voraussetzungen für einen sicheren, umweltfreundlichen und effizienten Betrieb von Rechenzentren. Skaane ist überzeugt, dass das LMD ein Erfolg wird, und nennt dafür drei entscheidende Faktoren: „Wir verfügen in der Region über sehr viele erfahrene Menschen. Der Markt wächst jeden Tag rasant. Und unser Produkt ist unmöglich zu kopieren.“
Industrialisierung der IT
Davon ist auch Rittal überzeugt und als strategischer Technologie- und Umsetzungspartner mit eingestiegen. „Die laufende digitale Transformation wird zweifellos zu einer höheren Nachfrage nach Rechenzentrumskapazität und damit zu einer hocheffizienten Industrialisierung von Rechenzentrumsinfrastruktur und -diensten führen, also einer intelligenten Standardisierung“, sagt Köhler. „Wir sind Experten der hocheffizienten Industrialisierung und glauben fest daran. Dies ist Teil der DNA unseres Unternehmens seit der Gründung 1961.“
Dem Trend zur Industrialisierung folgen die Containerlösungen, die in der Lefdal Mine zum Einsatz kommen. „Das heißt, größere Rechenzentren lassen sich durch Module flexibel und skalierbar realisieren“, merkt Andreas Keiger, Geschäftsbereichsleiter Vertrieb Europa bei Rittal, an. „Dank unserer standardisierten RiMatrix S Rechenzentrumsmodule, die in Containern geliefert werden, können Kunden schon sechs Wochen nach der Bestellung im LMD ans Netz gehen.“ Gerade im Bereich der Cloud- und Colocation-Anbieter ist Zeit ein kritischer Faktor.“ Die vorkonfigurierten Container umfassen in der Regel zehn beziehungsweise zwölf Server-Racks, die inklusive Stromverteilung, Klimatisierung und Software für Monitoring und IT-Infrastrukturmanagement sofort einsatzbereit sind. Damit ist eine flexible Nutzung von IT-Systemen mit verschiedenen Modellen wie Colocation, Private Cloud über IT as a Service und Data Center as a Service möglich.
„Das Lefdal Mine Datacenter stellt alles Bisherige in den Schatten. Es war noch nie so leicht, eine effiziente und hochsichere IT-Infrastruktur für jede Unternehmensgröße aufzubauen“, bestätigt auch Keiger. Dieses Projekt der Superlative reiht sich als wohl prominentestes Beispiel in das ganzheitliche Lösungsangebot ein, das Rittal für IT-Szenarien unterschiedlichster Anforderungen bereitstellt.
„Dabei ist LMD nicht nur groß, sicher und gut angebunden, sondern auch grün“, sagt Keiger. „Die Server werden mit dem Wasser des benachbarten Fjords gekühlt. Das sorgt für eine ausgezeichnete Umweltverträglichkeit.“ Hierzu haben die Betreiber Wasserrohre in rund 80 Metern Tiefe mit einem Durchmesser von etwa einem Meter verlegt, welche in die in der Mine installierten Wasser/Wasser-Wärmetauscher münden. Von dort aus gelangen sie über Versorgungsleitungen in die Containermodule, in denen die LCP-Lösungen (Liquid Cooling Packages) von Rittal zum Einsatz kommen.
Diese effiziente Kühllösung trägt dazu bei, dass das LMD bis zu 40 Prozent günstiger ist als andere Datacenter in Europa. „Dies ist unter anderem möglich, weil die Mine als ‚Gebäude‘ bereits existiert, die Betriebskosten durch einen Wert für die Power Usage Effectiveness von weniger als 1.15 extrem niedrig ausfallen und die Stromkosten im europäischen Vergleich sehr gering sind“, so Keiger weiter.
So gigantisch die Dimensionen der Mine und die Einsatzmöglichkeiten der modularen Rechenzentren auch sind, so ruhig und aufgeräumt geht es in dem riesigen Stollensystem unter dem Fjord zu. Denn abseits des Eröffnungstrubels ist es still in den einst von Bergleuten bevölkerten Tunneln. Da sich sämtliche IT-Komponenten in Sicherheitsräumen oder Containern befinden, sind sie physikalisch bestens geschützt. Zudem dient das LMD als so-genannte Lights-out-Facility. Über Remote-Zugriff können Systemadministratoren die Server darin überwachen und verwalten. Nur in Ausnahmefällen betreten zugelassene Personen die Container und Räume, in denen die digitalen Rohstoffe aus der ganzen Welt verarbeitet werden. Ausgestattet mit Helmkameras und Verbindung nach außen, die den Kunden aus aller Welt direkte Einblicke und sogar Anweisungen erlauben.